Die Zukunft des deutschen Lieferkettengesetzes steht im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte zwischen Politik und Wirtschaft. Kanzler Friedrich Merz plädiert für die Abschaffung der Vorschriften, während sich Teile der Unternehmenswelt bereits an die neuen Anforderungen gewöhnt haben. Eine aktuelle Studie des Instituts YouGov offenbart dabei eine überraschende Entwicklung in der Wirtschaft.
Der Bundeskanzler hat klargestellt, dass er eine Lockerung der Vorschriften bezüglich der Sorgfaltspflichten in Lieferketten favorisiert. Die Regierung plant den Rückzug von dem nationalen Gesetz sowie einem europäischen Pendant. Diese Entscheidung trifft auf unterschiedliche Reaktionen innerhalb der Wirtschaft. Laut einer Umfrage unter 1350 Entscheiderinnen und Entscheidern deutscher Unternehmen sehen nur wenige einen Handlungsbedarf zur Änderung oder Abschaffung der Bestimmungen.
Tatsächlich zeigen die Ergebnisse, dass viele Unternehmen bereits Investitionen in Menschenrechts- und Umweltschutz getätigt haben, um den Anforderungen gerecht zu werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Sicherheit innerhalb der Lieferketten. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen erwartet sogar Vorteile gegenüber ausländischer Konkurrenz durch die Implementierung dieser Standards.
In diesem Kontext äußert sich auch Michael Kellner, ein prominenter Vertreter der Grünen Partei. Er betont die Notwendigkeit einer praxisnahen Umsetzung der Vorschriften anstatt deren vollständiger Abschaffung. Der Abgeordnete verweist auf Initiativen seines Vorgängers Robert Habeck, der spezielle Unterstützungsangebote für kleine und mittelständische Unternehmen geschaffen hat.
Auf der anderen Seite begrüßt Achim Drecks, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer, die Initiative zur Abschaffung. Er argumentiert, dass derzeitige Vorschriften einen übermäßigen bürokratischen Aufwand mit sich bringen und somit Kosten in der Wirtschaft treiben. Demnach sieht er eine Überarbeitung des europäischen Lieferkettengesetzes als notwendig an, um es rechtssicherer und praxistauglicher zu gestalten.
Die Diskussion um das deutsche Lieferkettengesetz offenbart also deutlich gespaltene Meinungen innerhalb der Wirtschaft. Während einige Unternehmen die bestehenden Vorschriften als nützlich empfinden und sie bereits in ihre Geschäftsprozesse integriert haben, fordern andere dringend eine Vereinfachung oder gar Abschaffung der Regelungen. Die kommenden Debatten im Bundestag werden zeigen, ob sich eine Mehrheit für die geplante Lockerung finden lässt oder stattdessen auf eine optimierte Weiterentwicklung der Bestimmungen gesetzt wird.