In den letzten Jahren hat sich die Diskussion über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eines alternativen sozialen Dienstes verstärkt. Seitdem 2011 die allgemeine Wehrpflicht für junge Männer ausgesetzt wurde, haben sich politische und gesellschaftliche Bedingungen verändert, was zu einem erneuten Interesse an Pflichtdiensten geführt hat. Diese Idee wird sowohl von der Union als auch von der SPD unterstützt, wobei verschiedene Modelle diskutiert werden. Ein solcher Schritt hätte weitreichende Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft sowie auf die Wirtschaft.
Am 24. März 2011 wurde die Wehrpflicht offiziell beendet, nachdem sie über fünf Jahrzehnte Bestand hatte. Damals begrüßten viele diese Entscheidung, heute jedoch äußern immer mehr Menschen Zweifel daran. Insbesondere die aktuelle geopolitische Situation, insbesondere im Hinblick auf russische Aggressionen, sorgt für neue Überlegungen. Der Verteidigungsminister Pistorius äußerte bereits kritische Meinungen gegenüber dieser historischen Entscheidung. Eine Umfrage vom März dieses Jahres zeigte, dass eine Mehrheit der Befragten eine Rückkehr zu einer Art Pflichtdienst befürwortet.
Verschiedene politische Parteien schlagen unterschiedliche Modelle vor. Während die CDU ein „Gesellschaftsjahr“ vorschlägt, das sowohl militärische als auch zivile Optionen umfasst, spricht Bundespräsident Steinmeier von einer „sozialen Pflichtzeit“. Auch die Grünen haben einen konkreten Plan entwickelt, der unter dem Namen „Freiheitsdienst“ steht. Dieser würde eine verpflichtende Tätigkeit ab dem 18. Lebensjahr vorsehen, sei es bei der Armee oder in sozialen Bereichen wie Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern.
Die Auswirkungen auf Unternehmen wären beträchtlich. Einige Organisationen wie das Technische Hilfswerk (THW) sehen zwar Chancen, aber auch Herausforderungen. Sie würden zwar bereit sein, mehr jüngere Leute aufzunehmen, doch müssten dafür Strukturen angepasst werden. Die Wirtschaft insgesamt könnte durch die Verlagerung junger Kräfte finanzielle Nachteile erleiden. Eine Studie des ifo-Instituts zeigt, dass Kosten bis zu 70 Milliarden Euro entstehen könnten, je nachdem, wie viele Personen betroffen wären.
Trotz der potenziellen Kosten sehen einige Vertreter der Berufsausbildung positive Seiten. Siglinde Foidl-Dreißer, Bundesvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Berufsausbilder, betont, dass solch ein Jahr helfen könnte, fehlende soziale Kompetenzen bei Jugendlichen aufzubauen. Dies könnte langfristig zur besseren Integration in Arbeitsprozesse beitragen.
In Zukunft wird klarer werden, ob eine neue Form der Dienstpflicht Realität wird. Aktuell befinden sich Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD in vollem Gange. Sollte ein entsprechender Beschluss fallen, würde dies nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft und Gesellschaft stark beeinflussen. Wie genau ein solches Modell gestaltet wird, bleibt abzuwarten.