In einer Zeit, in der extreme Wetterereignisse zur Norm werden, steht die internationale Klimapolitik vor großen Herausforderungen. Während die USA ihre globale Verantwortung zurückziehen, richten sich die Blicke auf drei zentrale Akteure: Berlin, Brüssel und Peking. Besonders China wird über das Schicksal des globalen Temperaturanstiegs entscheiden. Das Jahr 2025 könnte ein Wendepunkt sein, da erstmals Chinas CO2-Emissionen sinken - trotz steigenden Energiebedarfs durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Mit dem bevorstehenden 15. Fünfjahresplan und den aktualisierten nationalen Klimazielenvorgaben stehen wichtige Entscheidungen an, die die Zukunft der Pariser Abkommen maßgeblich beeinflussen werden.
In einem kritischen Jahr für die globale Klimapolitik stehen Deutschland, die EU und China vor großen Entscheidungen. Inmitten eines sich verändernden geopolitischen Spielfeldes muss Europa seine Position neu ausrichten. Die jüngsten Entwicklungen zeigen eine bemerkenswerte Dynamik im chinesischen Energiemarkt, wobei erneuerbare Energien immer stärker ins Zentrum rücken. Gleichzeitig bleibt Kohle jedoch weiterhin ein wichtiges Element der Energieversorgung. Die Pro-Kopf-Emissionen in China haben den EU-Durchschnitt überschritten und nähern sich nun denen Deutschlands.
Im Juli wird sich die EU-China-Beziehung auf dem höchsten politischen Niveau vertiefen. Diese Gelegenheit sollte genutzt werden, um China zu ehrgeizigeren Klimazielen zu bewegen. Der September bringt die UN-Vollversammlung, wo China seine neuen Nationally Determined Contributions (NDCs) präsentieren wird. Diese Ziele werden die Richtung der chinesischen Klimapolitik bis 2035 bestimmen. Deutschland und die EU sollten hierbei eine führende Rolle übernehmen und durch starke eigene Klimazielen diplomatischen Druck ausüben.
Auf internationaler Ebene beansprucht China weiterhin seinen Status als Entwicklungsland, obwohl es als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gilt. Dieser Anspruch wird durch die Existenz von Hunderten Millionen Menschen in relativer Armut gestützt. Dennoch zeigt China Interesse an einer Führungsrolle in der Klimadiplomatie, was jedoch oft durch opportunistische Handlungen relativiert wird.
Deutschland könnte durch seine traditionell engen Beziehungen zu China eine wichtige Vermittlerrolle übernehmen. Dazu bedarf es jedoch einer stärkeren Integration von Klima- und Außenpolitik sowie eines differenzierten Ansatzes gegenüber China. Es ist entscheidend, dass Deutschland seine eigenen Klimaambitionen aufrechterhält, um glaubwürdig Ansprüche an China stellen zu können.
Von kritischer Bedeutung sind auch die europäischen Klimaziele, die noch nicht offiziell eingereicht wurden. Jede Verschiebung oder Schwächung dieser Ziele würde Europas Einflussmöglichkeiten reduzieren. Die EU sollte daher einen klaren Terminplan für die Reduktion von Treibhausgasemissionen bis 2040 unterstützen und nationale Reduktionen priorisieren statt auf internationale Kompensationen zu setzen.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein für die Zukunft des globalen Klimaschutzes. Die Zusammenarbeit zwischen Berlin, Brüssel und Peking kann den Ausschlag geben, ob die 1,5-Grad-Grenze erreicht werden kann oder ob das globale Klima unwiderruflich kippt.
Als Journalist betrachte ich diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Die aktuelle Situation bietet eindeutig eine einmalige Chance für Europa, seine Führung in der Klimapolitik zu demonstrieren. Doch die interne Fragmentierung und die Ablenkung durch andere politische Prioritäten könnten diesen Vorsprung gefährden. Es ist erschreckend zu sehen, wie schnell der diplomatische Spielraum schrumpft. Deutschland und die EU müssen sich bewusst machen, dass jede Verzögerung oder Schwächung ihrer eigenen Klimabestrebungen direkte Konsequenzen für die weltweiten Anstrengungen haben wird. Die Zeit läuft uns davon, und die nächsten Entscheidungen werden über das Schicksal der kommenden Generationen entscheiden.