In vielen Sportvereinen erleben Kinder und Jugendliche wichtige Momente des Wachstums, lernen Teamarbeit und entdecken ihre sportlichen Talente. Doch in Umgebungen, in denen Erwachsene intensiven Kontakt zu jungen Menschen haben, besteht auch das Risiko von Missbrauch und sexualisierter Gewalt. Experten wie Tanja von Bodelschwingh, Sozialpädagogin und Vorstandsmitglied von N.I.N.A. e.V., betonen die Notwendigkeit, Eltern sensibilisch zu machen und ihnen konkrete Hinweise zu geben, um ihr Kind vor solchen Gefahren zu schützen. Dabei geht es nicht darum, Angst zu schüren, sondern ein bewusstes Handeln zu fördern.
Die enge Beziehung zwischen Trainer*innen und jungen Athlet*innen kann sowohl positive als auch riskante Aspekte aufweisen. Besonders im Leistungssport spielen Trainer*innen eine zentrale Rolle in der Entwicklung junger Sportler*innen. Individuelle Fördermaßnahmen oder besondere Aufmerksamkeit können harmlos erscheinen, bieten aber auch Gelegenheiten für Manipulationen. Die vertraute Atmosphäre im Vereinsleben kann problematische Dynamiken verbergen, besonders wenn klare Regeln fehlen. Eltern sollten sich fragen, ob es ausreichende Schutzkonzepte gibt und ob diese transparent kommuniziert werden.
In bestimmten Sportarten, wie Judo oder Ringen, treten Situationen auf, die mit Schamgefühlen verbunden sein können, etwa bei Gewichtsmessungen oder in Umkleidekabinen. Trainingslager und Wettkämpfe, bei denen Kinder über mehrere Tage unterwegs sind, bergen ebenfalls Risiken. Eltern müssen wachsam bleiben und mögliche Warnsignale erkennen. Eine plötzliche Verhaltensänderung des Kindes, wie Rückzug oder Aggressivität, kann ein Hinweis darauf sein, dass etwas nicht stimmt. Es ist wichtig, offen mit dem Kind zu sprechen und nachzuforschen, ohne Druck aufzubauen.
Die Prävention beginnt bereits im Alltag. Kinder sollten lernen, dass ihre eigenen Grenzen respektiert werden. Eltern können dies durch einfache Maßnahmen unterstützen, wie das Respektieren von Körpergrenzen oder das Ablehnen von unerwünschten Körperkontakten. Sportvereine können ebenfalls viel tun, indem sie klare Schutzkonzepte einführen und diese für alle Mitglieder transparent machen. Regeln wie „Trainer*innen haben keinen Einzelkontakt mit Kindern außerhalb der Gruppe“ tragen zur Sicherheit bei.
Gesellschaftlich muss sich ebenfalls etwas ändern. Bereits in Kitas und Schulen sollte vermittelt werden, dass Kinder ein Recht auf körperliche Selbstbestimmung haben. Institutionen wie Sportvereine sollten Schutzkonzepte nicht als Angriff verstehen, sondern als Chance, ihre Strukturen sicherer zu gestalten. Nur so kann langfristig eine Umgebung geschaffen werden, in der Kinder sicher aufwachsen und sich frei entfalten können. Eltern, die einen Verdacht haben, sollten sich an Fachberatungsstellen wenden, um Unterstützung zu erhalten und dem Kind Schutz zu bieten.