Finanzierung
Die Wurzel der wirtschaftlichen Herausforderungen: Ein neuer Blick auf Zinsen und Schulden
2025-06-02

In einem kritischen Beitrag beleuchtet ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler die tiefgreifenden Auswirkungen des Zinssystems auf unsere moderne Gesellschaft. Der Artikel diskutiert, wie Zinsen nicht nur Inflation verursachen, sondern auch zu einer exponentiellen Verschuldung führen und soziale Ungleichheit verschärfen. Die Analyse zeigt, dass selbst unverschuldete Unternehmen unter dem Druck stehen müssen, kontinuierlich zu wachsen, um mit den Erwartungen an Kapitalrenditen konkurrieren zu können. Dieser Wachstumsdruck hat erhebliche Konsequenzen für Umwelt und Gesellschaft. Der Autor schlägt alternative Ansätze vor, um das bestehende System zu reformieren.

Im Februar dieses Jahres stellte das Bundesgerichtshof eine wichtige Entscheidung über Negativzinsen fest, indem es diese als unzulässig erklärte. Doch hinter dieser rechtlichen Feststellung verbirgt sich eine komplexe Debatte über die Rolle von Zinsen in unserer Wirtschaft. Tatsächlich tragen Zinsen nicht zur Stabilisierung bei, sondern sind vielmehr Verursacher von Inflation. Diese Entwicklung lässt sich durch ein einfaches Beispiel verdeutlichen: Ein verzinstes Konto verdoppelt sich im Laufe der Zeit, was dazu führt, dass Guthaben exponentiell zunehmen. Wenn diese Geldmenge schneller wächst als die tatsächliche Wirtschaftsleistung, entsteht ein signifikantes Inflationspotenzial.

Die Folgen dieses Systems sind weitreichend. Da Zinsen eng mit Schulden verknüpft sind, führt dies zwangsläufig zu einer stetigen Erweiterung des Kreditvolumens. Banken sind gezwungen, immer mehr Kredite zu vergeben – selbst an Kunden mit geringerer Bonität – um das System am Laufen zu halten. Sollten diese Kredite ausfallen, drohen Finanz- und Wirtschaftskrisen. Diese Dynamik führt nicht nur zu einer steigenden Verschuldung ganzer Volkswirtschaften, sondern verstärkt auch die soziale Ungleichheit dramatisch. Weniger Menschen besitzen einen größeren Anteil der Vermögenswerte, während viele andere schwerer verschuldet sind.

Hinzu kommt der Druck auf Unternehmen, stets Wachstum zu erzielen. Selbst wenn diese keine Kredite aufgenommen haben, müssen sie mindestens im gleichen Tempo wachsen wie die Renditeerwartungen an ihren Kapitalanlagen. Diese Benchmark setzt einen hohen Standard, den viele Firmen kaum erreichen können. Das Ergebnis ist eine Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen und eine Belastung der Umwelt. Silvio Gesell hat bereits vor Jahrzehnten Alternativen vorgeschlagen, darunter ein Geldsystem ohne Zinsen, das durch eine Hortungsgebühr gefördert wird.

Alternativen zum bestehenden System könnten helfen, diese strukturellen Probleme anzupacken. Durch die Einführung eines negativen Zinses könnte das Geld fließender gemacht werden und die drückenden Folgen des traditionellen Systems gemildert werden. Diese Diskussion zeigt deutlich, dass ein grundlegender Wandel notwendig ist, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.

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