Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) feiert im Juli sein hundertjähriges Bestehen, während es gleichzeitig auf dringende gesellschaftliche Fragen antwortet. Marcel Fratzscher, Leiter des Instituts, betont in einem Interview die Notwendigkeit, aus den Fehlern anderer Länder zu lernen. „Es ist entscheidend, dass wir die richtigen Maßnahmen ergreifen, um eine amerikanische Trump-Situation zu vermeiden“, so Fratzscher. Die aktuelle Stimmung in Deutschland spiegelt laut dem Experten eine mentale Depression wider, die die Fähigkeit zur Problemlösung beeinträchtigt.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach Ansicht von Fratzscher in einer herausfordernden Phase. Obwohl das Land insgesamt wirtschaftlich gut dasteht, gibt es signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Viele Menschen leiden unter Armut und sozialen Ungleichheiten. Der Präsident des DIW warnt vor drohenden Krisen in den nächsten zehn Jahren, sei es geopolitisch, technologisch oder durch Klimaprobleme. Diese Herausforderungen könnten katastrophale Auswirkungen haben, wenn sie nicht rechtzeitig angegangen werden.
Eine Lösung könnte darin bestehen, die Globalisierung intelligenter zu gestalten. Während diese für Deutschland ein wesentlicher Bestandteil des Wohlstands geworden ist, hat sie auch erhebliche soziale Spaltungen verursacht. Fratzscher betont die Notwendigkeit, speziell jene Gruppen zu unterstützen, die bisher von den Vorteilen der Globalisierung weniger profitiert haben. Es geht darum, neue Möglichkeiten zu erschließen und die Gesellschaft auf den Wandel vorzubereiten. Ein Rückzug hinter geschlossene Grenzen wäre nach Ansicht des Wirtschaftsexperten kontraproduktiv.
Offene Gesellschaften bleiben der Schlüssel zum Erfolg. Deutschland muss weiterhin Zugang bieten und internationale Zusammenarbeit fördern. Die Politik sollte darauf abstellen, Menschen anzuziehen und sie bei der Gestaltung eines gemeinsamen Lebensraums mit einzubeziehen. Das DIW übernimmt dabei eine wichtige Rolle als Berater und Aufklärer, um Transparenz zu schaffen und mögliche blinden Flecken aufzuzeigen. Mit dieser Haltung kann Deutschland den Weg in eine positive Zukunft ebnen, indem es aus den Fehlern anderer lernt und selbstbewusst global agiert.