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Elterntaxi-Phänomen: Polizei setzt durch und fordert mehr Selbstständigkeit
2025-01-06

In Bayern gerät das Phänomen der Elterntaxis zunehmend ins Fokus der Behörden. Die Polizei hat in den letzten Monaten zahlreiche Verwarnungen ausgestellt, um das chaotische Verhalten vor Schulen zu bekämpfen. Zudem wird betont, dass Kinder von selbstständigen Schulwegen profitieren könnten.

Behörden greifen ein: Strafzettel und Bewusstseinserweckung

Die Polizei reagiert auf das zunehmende Problem der Elterntaxis mit konkreten Maßnahmen. In den ersten Schultagen des neuen Jahres wurden bereits hunderte Verwarnungen verteilt. Diese Aktionen sollen nicht nur Ordnung schaffen, sondern auch das Bewusstsein für die möglichen Gefahren erhöhen.

In den ersten vier Schultagen beanstandeten die Einsatzkräfte im Bereich Oberbayern Nord das Verhalten von 540 Verkehrsteilnehmern. Dabei wurden 463 Personen gebührenpflichtig verwarnt und gegen 75 weitere Anzeigen erstellt. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken erklärte, dass oft die Eigeninteressen der Eltern im Vordergrund stehen und das Allgemeinwohl hintangestellt werde. Dies führe dazu, dass das Verkehrschaos vor Schulen zunimmt und die Sicherheit der Schüler gefährdet wird. Die Polizei bemüht sich daher, durch gezielte Kontrollen und Aufklärungsarbeit das Bewusstsein für diese Problematik zu stärken.

Selbstständigkeit fördern: Der Wert eines eigenen Schulweges

Viele Experten stimmen überein, dass Kinder durch selbstständige Schulwege wichtige Erfahrungen sammeln können. Lehrer, ADAC und Polizei plädieren dafür, die Entwicklung eines Verkehrssinns zu fördern.

Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbands, betonte, dass der Schulweg eine wertvolle Gelegenheit ist, Freundschaften zu pflegen und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Sie berichtete von zahlreichen Begründungen, warum Eltern ihre Kinder chauffieren, aber betonte, dass dies oft überflüssig sei. Der Verkehrsclub ADAC rät sogar, Kinder ab der ersten Klasse zur Schule gehen zu lassen, wenn der Weg sicher ist. Eine Polizeisprecherin ergänzte, dass Kinder durch den eigenen Schulweg spielerisch lernen, wie sie sich als Fußgänger oder Fahrradfahrer verhalten sollten. Dies sei nicht nur für die Fahrradprüfung wichtig, sondern auch später beim Erwerb des Führerscheins. Um das Verkehrschaos vor Schulen zu minimieren, experimentieren einige Kommunen mit Elternhaltestellen oder "Kiss-and-Drive-Zonen". Diese Maßnahmen sollen es ermöglichen, dass Kinder die letzten Meter zu Fuß zurücklegen und so ihre Selbstständigkeit fördern.

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