Die Gesundheit unserer kleinsten Familienmitglieder ist ein Thema, das uns allen am Herzen liegt. Besonders Eltern legen großen Wert auf Produkte, die angeblich das Leben ihrer Kinder schützen sollen. Eines dieser Produkte sind sogenannte Anti-Erstickungsgeräte, die in letzter Zeit immer häufiger ins Visier geraten. Diese Geräte werden von Unternehmen als lebensrettend beworben, doch Experten warnen davor, dass es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass sie tatsächlich helfen. Stattdessen könnte ihr Gebrauch sogar gefährlich sein.
In Dortmund hat sich die Debatte um diese Geräte intensiviert. Zahlreiche Eltern berichten von beunruhigenden Werbevideos, die Angst erzeugen und den Eindruck vermitteln, dass solche Geräte unerlässlich seien. Die Videos zeigen oft Szenen, in denen Babys oder kleine Kinder im Hochsitz sitzen oder am Esstisch essen. Plötzlich springen die Eltern erschrocken auf, da etwas nicht stimmt – das Kind hat etwas verschluckt. Doch dank des Anti-Erstickungsgeräts überlebt das Kind. Die Botschaft der Werbetreibenden: Mit diesem Gerät stirbt Ihr Kind nicht an Erstickung. Doch dies ist eine Illusion, wie Experten betonen.
Kinderärzte und Notfallsanitäter warnen eindringlich vor diesen Geräten. Annika Böhmer, eine erfahrene Notfallsanitäterin, hat in einem Instagram-Beitrag darauf hingewiesen, dass die Erfolgsgeschichten, die von den Herstellern verbreitet werden, meist erfunden sind. In der Realität spielt der Tod durch Erstickung bei Babys und Kindern eine eher untergeordnete Rolle. Dr. Katharina Rieth, Kinderärztin und Notärztin, hat auf LinkedIn erklärt, dass es keine Empfehlungen von medizinischen Fachangestellten für diese Geräte gibt. Im Gegenteil, es gibt mehrere Risiken, die mit deren Verwendung verbunden sind. Zum Beispiel können Laien kaum erkennen, ob die Atemwege komplett oder nur teilweise abgedichtet sind. Bei falschem Gebrauch kann der Fremdkörper noch tiefer in die Luftröhre gedrückt werden, was das Risiko erhöht, dass Mageninhalt in die Luftröhre gelangt. Dies führt zu einer Aspiration, die besonders für Kinder gefährlich ist.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Einsatz von Anti-Erstickungsgeräten die effektiven Erste-Hilfe-Maßnahmen verzögert. Aaron Pfisterer, Assistenzarzt in Weiterbildung zum Kinder- und Jugendarzt, betont in einem Video, dass man sich auf keinen Fall auf das Gerät verlassen darf. Viel wichtiger seien die bewährten Erste-Hilfe-Maßnahmen und eine klare Prävention. Das Deutsche Rote Kreuz fasst zusammen, dass bei akuter Atemnot oder einer nicht ansprechbaren Person sofort der Notruf gewählt werden sollte. Außerdem sollten fünfmal kräftig auf den Rücken geklopft werden, was auch bei Babys funktioniert. Für ältere Kinder und Erwachsene kann das Heimlich-Manöver angewendet werden.
Unternehmen nutzen die Angst der Eltern aus und konditionieren sie emotional, indem sie suggerieren, dass nur diese Produkte vor dem Erstickungstod retten könnten. Eine sachorientierte Werbung sei kaum noch möglich, wie Dr. Rieth in ihrem Beitrag auf LinkedIn beschreibt. Es ist wichtig, dass Eltern wissen, dass Prävention und schnelle, richtige Reaktion in Erste-Hilfe-Situationen weitaus effektiver sind als das Vertrauen auf dubiose Geräte.