In Bern haben führende Vertreter bedeutender wirtschaftlicher Organisationen einen dringenden Aufruf zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz lanciert. Die Präsidenten von Economiesuisse, Swissmem, dem Arbeitgeberverband und dem Versicherungsverband argumentieren, dass die schweizerische Wirtschaft nicht länger durch steigende Sozialausgaben und neue Regulierungen belastet werden darf. Stattdessen brauche es eine Expertengruppe, um den Standort zu optimieren. Diese Forderungen stehen jedoch im Spannungsfeld zwischen drastischen Sparmaßnahmen und der Notwendigkeit, internationale Abkommen aufrechtzuerhalten.
In einer Zeit globaler Unsicherheiten wie dem Krieg in Europa und wachsendem Protektionismus in den USA haben wichtige Wirtschaftsorganisationen ihre Bedenken über die Zukunft des schweizerischen Wirtschaftsstandorts laut werden lassen. Am Montag traten die Anführer dieser Verbände vor die Medien und warnten vor einem Mangel an Krisenbewusstsein innerhalb der Bevölkerung. Sie forderten konkrete Schritte zur Stärkung der Wirtschaft, darunter den Ausbau von Handelsabkommen mit Ländern wie Vietnam und China sowie die Förderung innovativer Technologien.
Die genannten Verbände sehen ein spezifisches Problem bei der kontinuierlichen Belastung der Wirtschaft durch steigende Sozialausgaben und verstärkte Regulierung. Um dies zu korrigieren, schlagen sie eine Expertengruppe vor, die sich mit Maßnahmen zur Stärkung des Standorts beschäftigen soll. Diese könnte vergleichbar sein mit der früheren Expertengruppe Gaillard für Bundesfinanzen. Zu den vorgeschlagenen Aktionen gehören Vereinfachungen bei Baubewilligungen, weniger Einschränkungen für innovative Technologien und geringere Erhöhungen der Lohnabzüge für Sozialversicherungen.
Auch wenn diese Vorschläge weitgehend bekannt sind, enthalten sie einige Widersprüche. Während die Verbände generell das Entlastungspaket des Bundesrates unterstützen, lehnen sie bestimmte Bestandteile ab, wie die Reduktion von Steuerprivilegien für hohe Kapitalbezüge aus der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge. Der Gewerbeverband steht außerhalb dieser Allianz und kämpft stattdessen für bessere Berufsbildungsprogramme.
Hinsichtlich der EU-Verhandlungen bleiben die Verbände zunächst zurückhaltend, bis weitere Details veröffentlicht werden. Für Martin Hirzel von Swissmem ist die Personenfreizügigkeit sowie der Zugang zum EU-Forschungsprogramm von höchster Priorität. Christoph Mäder betont jedoch, dass die Reformfähigkeit der Schweiz ein viel größeres Problem darstellt als die Frage der EU-Abkommen.
Die amerikanische Zollpolitik bleibt ebenfalls ein Thema. Obwohl die schweizerischen Unternehmen Investitionen in die USA planen, bestehen erhebliche Hemmschwellen, insbesondere hinsichtlich Rechtsunsicherheit und fehlendes qualifiziertes Personal.
Von Journalistenperspektive betrachtet, offenbart dieser Aufruf der Wirtschaftsverbände eine tiefe Sorge um die Zukunft der schweizerischen Wirtschaft. Es zeigt, dass eine klare Vision und ein starker politischer Wille nötig sind, um die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft anzugehen. Ohne eine solche Führung besteht die Gefahr, dass die Schweiz ihren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ländern verliert. Dies sollte eine Mahnung sein, sowohl für Politiker als auch für die Bevölkerung, das volle Potenzial des Landes zu nutzen und Reformen mutig in Angriff zu nehmen.