Die Einführung eines neuen Pflichtfachs "Wirtschaft" in den schulischen Lehrplänen hat vielfältige Reaktionen hervorgerufen. Besonders auffällig ist die Kritik von verschiedenen Seiten, darunter Schulleitervereinigungen und politische Fraktionen im Landtag. Diese argumentieren, dass das Bildungssystem im Zeitalter des akuten Lehrermangels eher Stabilität benötige als neue Experimente. Zudem wird der Verdacht laut, dass wirtschaftliche Interessen hinter dem Plan stecken könnten.
Der Vorsitzende der Vereinigung der Schulleiter an Gymnasien betont, dass es momentan ein Problem sei, ausreichend Lehrkräfte für bestehende Fächer zu finden. Andreas Slowig rät daher von jeglichen Veränderungen ab, da das Bildungswesen vor allem Ruhe brauche. Auch der Philologenverband äußert starke Bedenken gegen die Initiative und befürwortet stattdessen einen konzentrierteren Ansatz bei den Grundkompetenzen.
Politisch wird das Vorhaben ebenfalls kontrovers diskutiert. Der Bildungssprecher der Linken-Fraktion, Thomas Lippmann, kritisiert die mangelnde Transparenz und sieht andere dringlichere Probleme im Bildungsbereich. Er vermutet, dass Wirtschaftskreise durch diese Maßnahme mehr Abiturienten für ihre Zwecke gewinnen möchten. Eine ähnliche Sichtweise vertritt Hans-Thomas Tillschneider von der AfD-Fraktion, der betont, dass mathematische Kompetenzen wichtiger seien als ein neues Fach.
Auch die Grüne-Fraktion zeigt sich skeptisch gegenüber der Idee. Susan Sziborra-Seidlitz, deren Partei eine moderne Gesellschaftsbildung anstrebt, stellt die Frage, ob das neue Fach tatsächlich den Schülerinteressen dient oder lediglich den Anforderungen der Wirtschaft entspricht. Stattdessen plädieren die Grünen für eine umfassendere Bildungspolitik, die digitale Kompetenzen und nachhaltige Entwicklung berücksichtigt.
Derzeit arbeitet das Landesinstitut für Schulqualität an den grundlegenden Konzepten für das neue Fach. Danach werden spezifische Inhalte durch eine Lehrplankommission entwickelt, gefolgt von einem gesetzlichen Anhörungsverfahren mit Beteiligung des Landtags.
Konzeptionell bleibt die Zukunft dieses Projekts offen. Während einige Seiten den Plan ablehnen, sehen andere Potenzial in einer weitergehenden Ausrichtung des Bildungssystems auf die heutigen Herausforderungen der Gesellschaft. Die kommenden Diskussionen werden zeigen, wie sich die Situation entwickeln wird.