In einer Zeit wachsender weltweiter Unsicherheiten verkündete China kürzlich weitreichende finanzielle Maßnahmen zur Stabilisierung seiner Volkswirtschaft. Diese Ankündigung erfolgte kurz vor einem wichtigen Gipfel, bei dem Scott Bessent, US-Finanzminister, und Jamieson Greer, Handelsbeauftragter der Vereinigten Staaten, erstmals seit April mit He Lifeng, dem stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten, zusammentreffen werden. Während das Hauptziel dieses Treffens ursprünglich auf einen Austausch mit Schweizer Vertretern wie Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter gelegt war, hat sich die Agenda erweitert, um auch bilaterale Handelsfragen anzusprechen.
Das Finanzministerium der USA gab lediglich bekannt, dass sowohl Bessent als auch Greer innerhalb ihrer Reise ein Zusammentreffen mit einem hochrangigen chinesischen Wirtschaftsexperten planen. Die genauen Details bleiben jedoch unklar, was Spekulationen über mögliche Durchbrüche im internationalen Handel nährt. Experten sehen dies als ein Zeichen dafür, dass beide Seiten ernsthafte Schritte unternehmen könnten, um bestehende Spannungen zu mildern.
Zur Stärkung seines eigenen Marktes hat die Volksbank von China entscheidende Zinssenkungen verfügt. Der Referenzzins wurde um zehn Basispunkte auf 1,40 Prozent gesenkt, während die Mindestreservequote für Banken ebenfalls reduziert wurde. Diese Änderung führt dazu, dass etwa eine Billion Yuan, was ungefähr 122 Milliarden Euro entspricht, freigesetzt wird. Dies ermöglicht es Banken, höhere Kreditvolumina auszuschreiben, insbesondere für Investitionen in strategisch wichtige Branchen.
Pan Gongsheng, Leiter der Volksbank von China, betonte dabei die Notwendigkeit solcher Maßnahmen in einem kontextuellen Rahmen zunehmender weltweiter Ungewissheiten. „Die aktuelle Phase der Weltwirtschaft ist durch hohe Unsicherheiten gekennzeichnet“, sagte Pan. Er führte weiter aus, dass steigende Handelsspannungen globale Lieferketten beeinträchtigen und somit auch die Stabilität der Märkte gefährden könnten. Diese Entwicklung habe bereits negative Auswirkungen auf das internationale Wirtschaftswachstum gehabt.
Chinas Wirtschaft zeigt schon seit geraumer Zeit Anzeichen einer Abwärtsbewegung, besonders im Inlandmarkt. Um dies zu bekämpfen, hat die Regierung spezifische Instrumente entwickelt, die direkt auf den Verbraucher und bestimmte Sektoren abzielen. Neben der Senkung von Hypothekenraten wurde auch die Mindestreserverate für Autofinanzierer gestrichen, um den Absatz von Fahrzeugen zu erhöhen. Ein neues Programm mit einem Budget von 500 Milliarden Yuan, oder etwa 61 Milliarden Euro, soll Dienstleistungsunternehmen und Pflegeeinrichtungen unterstützen.
Weitere Maßnahmen beinhalten die Förderung technologischer Innovationen mit einem Volumen von 300 Milliarden Yuan (rund 37 Milliarden Euro). Diese Initiative unterstreicht Chinas Bestreben, seine technologische Unabhängigkeit vom Westen zu stärken. Die Regierung setzt dabei auf fortschrittliche Technologien, um langfristig Wettbewerbsvorteile zu schaffen und die Abhängigkeit von Importprodukten zu minimieren.
Neben diesen makroökonomischen Schritten wurden auch spezifische Maßnahmen für den Kapitalmarkt eingeleitet. Wu Qing, Vorsitzender der Börsenaufsichtsbehörde, bestätigte die starke Unterstützung eines staatlichen Fonds, der reguläre Aktienkäufe vornimmt, um potenzielle Kurseinbrüche zu verhindern. Diese Intervention wird als wesentlich für die Stabilität der chinesischen Börsen angesehen. Darüber hinaus wurde ein Pilotprogramm für Versicherungsunternehmen mit einem Volumen von sieben Milliarden Euro bekannt gegeben, das diese befähigen soll, selbständig größere Aktienpositionen zu kaufen.
Trotz dieser umfassenden Maßnahmen reagierten die chinesischen Börsen nur moderat positiv. Der CSI 300-Index notierte lediglich einen leichten Anstieg von etwa 0,5 Prozent am Morgen. Diese Zurückhaltung könnte darauf hinweisen, dass Marktakteure nach konkreten Ergebnissen aus dem bevorstehenden Gipfel Ausschau halten, bevor sie ihre Positionen massiv ändern.