Ein Vorschlag der renommierten Wirtschaftsexpertin Monika Schnitzer hat eine lebhafte Diskussion über die mögliche Abschaffung eines Feiertags in Deutschland ausgelöst. In einem Interview mit dem SPIEGEL argumentierte sie, dass ein zusätzlicher Arbeitstag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich steigern könnte. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnete einen potenziellen Anstieg des BIP zwischen 5 und 8,6 Milliarden Euro, je nach verwendeter Berechnungsmethode. Inspiriert wurde dieser Vorschlag von Dänemark, das kürzlich einen Feiertag gestrichen hatte, um Verteidigungsausgaben zu finanzieren.
Die Analyse des IW zeigt dabei zwei unterschiedliche Ansätze zur Bewertung der wirtschaftlichen Auswirkungen. Einerseits kann ein zusätzlicher Werktag als Produktionssteigerung gewertet werden, andererseits führt er zu Kostenersparnissen durch reduzierte Arbeitskosten. Der Effekt ist jedoch regional unterschiedlich stark, da Winterfeiertage bei schlechten Wetterbedingungen ohnehin weniger produktiv sind. Zudem schwierig erscheint die Umsetzung aufgrund der unterschiedlichen Feiertagsvorschriften in den Bundesländern.
Die Studie des IW verdeutlicht den potenziellen wirtschaftlichen Nutzen eines zusätzlichen Arbeitstages. Die Forscher untersuchten verschiedene Szenarien und errechneten einen möglichen Beitrag zum BIP zwischen fünf und acht Milliarden Euro. Diese Spanne resultiert aus unterschiedlichen Berechnungsmethoden, darunter die Kalenderbereinigung, die saisonale Schwankungen berücksichtigt. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Frage, welcher spezifische Feiertag gestrichen würde.
Die Experten des IW analysierten detailliert, wie sich ein zusätzlicher Arbeitstag auf die Wirtschaft auswirken würde. Durch die sogenannte Kalenderbereinigung lässt sich der Effekt eines einzelnen Tages ableiten, indem man die jährlichen Schwankungen der Arbeitstage berücksichtigt. Zwei Hauptansätze wurden hierbei betrachtet: Der erste setzt auf eine Steigerung der Produktion, während der zweite von Kosteneinsparungen durch reduzierte Löhne ausgeht. Beide Methoden lieferten ähnliche Ergebnisse, was die Glaubwürdigkeit der Berechnungen untermauert. Besonders interessant ist dabei der regionale Aspekt, da Sommerfeiertage signifikant höhere Produktivitätspotenziale bieten als Winterfeiertage, die oft durch schlechtes Wetter begrenzt werden.
Aufgrund der demografischen Entwicklung steht die Debatte über die Abschaffung eines Feiertags in einem größeren Kontext. Die Altersstruktur in Deutschland verändert sich rapide, was zu einer Abnahme der aktiven Arbeitnehmer führt. Dies macht es notwendig, alternative Wege zur Erhöhung der Produktivität zu diskutieren. Christoph Schröder vom IW betont daher die Notwendigkeit, mehr statt weniger zu arbeiten.
Die demografische Entwicklung stellt Deutschland vor enorme Herausforderungen. Die altersbedingte Rücktrittswelle wird bald viele Arbeitsplätze vakant lassen, ohne dass genügend junge Fachkräfte nachrücken könnten. Daher sehen Experten die Abschaffung eines Feiertags als symbolisches Signal für eine neue Arbeitskultur. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Feiertagsregelungen in den Bundesländern sehr unterschiedlich sind, was die praktische Umsetzung erschwert. Ein weiteres Problem ist die Akzeptanz bei der Bevölkerung, die traditionell an ihren Feiertagen hängt. Dennoch könnte die Maßnahme einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der demografischen Krise leisten, indem sie die verfügbare Arbeitszeit erhöht und so die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit stärkt.