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Die Neue Wirtschaftspolitik der Republikaner: Ein Paradigmenwechsel unter Trump
2025-03-29

In den letzten Jahren hat sich die republikanische Wirtschaftspolitik in den USA fundamental verändert. Der ehemalige Harvard-Jurist Oren Cass wurde zum Hauptarchitekten dieser Umorientierung. Seine Ideen, die einen Bruch mit dem traditionellen Wirtschaftsliberalismus darstellen, finden zunehmend Anklang im Weißen Haus. Besonders Donald Trumps Zollpolitik spiegelt Cass' Vision wider, die amerikanische Industrie und Arbeiterklasse durch protektionistische Maßnahmen zu stärken.

Der Aufstieg eines neuen Denkens

In einem landesweit turbulenten politischen Klima trat Oren Cass auf der Bildfläche. Geboren 1983 in Boston und als Jurastudent an der renommierten Harvard-Universität ausgebildet, entwickelte er seine visionäre Perspektive auf die amerikanische Wirtschaftspolitik. Nach einer ersten Karrierephase bei Bain Capital und als Wahlkampfberater von Mitt Romney, begann er eine intensive Forschung über die wirtschaftlichen Herausforderungen der Unterschicht. Diese Forschungsarbeit führte schließlich zur Gründung des think tanks "American Compass" im Jahr 2020.

Cass argumentiert, dass das primäre Ziel der Wirtschaftspolitik nicht mehr allein das Wirtschaftswachstum sein sollte, sondern vielmehr den Schutz gut bezahlter Arbeitsplätze in den Vordergrund rücken muss. Sein influssreiches Buch "The Once and Future Worker" (2018) formulierte diese neue Perspektive und wurde von einflussreichen Politikern wie J.D. Vance begeistert aufgenommen.

Im Zentrum seiner Argumentation steht die These, dass das amerikanische Handelsdefizit von etwa einer Billion Dollar jährlich durch fairen Wettbewerb und Subventionen anderer Länder verursacht wird. Daher befürwortet Cass höhere Zölle, um den nationalen Interessen Rechnung zu tragen und die nationale Sicherheit sowie die Resilienz der Lieferketten zu stärken.

In den letzten Monaten hat sich diese Position verstärkt durch die Ankündigung von Präsident Trump, ab April Zölle von 25 Prozent auf Automobilimporte und weitere protektionistische Maßnahmen einzuführen. Diese Politik richtet sich besonders gegen Länder, die Ressourcen aus Venezuela importieren, sowie Kanada und Mexiko.

Von verschiedenen Seiten trifft Cass jedoch auch scharfe Kritik. Prominente Ökonomen wie Adam Posen und Maurice Obstfeld warnen vor den möglichen negativen Folgen dieser protektionistischen Maßnahmen. Sie argumentieren, dass es bessere Instrumente gibt, um die amerikanische Industrie langfristig zu stärken.

Eine neue Perspektive auf Wirtschaftspolitik

Als Journalist kann man bei der Lektüre dieser Entwicklungen nicht umhin, eine tiefgreifende Veränderung der republikanischen Wirtschaftsprämissen seit dem Zweiten Weltkrieg festzustellen. Die Frage bleibt offen, ob diese neue Orientierung letztlich zum gewünschten Ergebnis führt oder ob sie möglicherweise unvorhergesehene negative Konsequenzen nach sich zieht.

Aus Sicht eines Beobachters erscheint es bemerkenswert, wie schnell sich politische Grundüberzeugungen wandeln können. Während noch vor zehn Jahren der Freihandel als unumstrittenes Ziel galt, stehen heute andere Prioritäten im Mittelpunkt. Diese Entwicklung zeigt eindrücklich die Dynamik moderner Politik und die Notwendigkeit, stets flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren zu können.

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