In jüngster Zeit hat sich die Branche für Baustoffe und Agrarprodukte stark verändert. Diese Entwicklung hat auch den Konzern Baywa nicht verschont. Ein wesentlicher Grund für die aktuelle Situation liegt in einem überstürzten Wachstumskurs aus dem letzten Jahrzehnt, der durch hohe Schulden finanziert wurde. Diese Strategie erwies sich als nachhaltig problematisch, da sie den Unternehmensbereich überlastete und letztlich zu beträchtlichen Verlusten führte.
Zudem änderten sich die Bedürfnisse der Kunden sowie technologische Innovationen, die traditionelle Geschäftsmodelle infrage stellten. Im Jahr 2024 musste das Unternehmen bereits Nettoverluste von über 640 Millionen Euro verkraften. Diese Zahlen untermauern die Notwendigkeit eines radikalen Kurses der Restrukturierung, um langfristige Stabilität wiederherzustellen.
Das Netzwerk von Baywa umfasst über 400 Standorte deutschlandweit, die nun teilweise geschlossen werden sollen. Besonders betroffen sind Landwirte und regionale Bauunternehmen, die von den Dienstleistungen dieser Standorte abhängig waren. Der Rückzug aus bestimmten Gebieten führt zu einem wirtschaftlichen Vakuum, das schwer zu kompensieren ist.
Fünf Standorte werden bereits am Ende April ihre Pforten für immer schließen, darunter Niederlassungen in Mittelneufnach, Ehingen, Scheßlitz, Neu-Ulm und Obertraubling. In Ehingen bleibt zwar der Technikstandort erhalten, doch der Baustoffmarkt wird eingestellt. Diese Maßnahmen zeigen, dass das Unternehmen sorgfältig zwischen verschiedenen Geschäftsbereichen unterscheidet, um diejenigen zu erhalten, die langfristig rentabel bleiben können.
Um den nötigen Umbau finanziell abzusichern, hat Baywa ein aktualisiertes Finanzierungskonzept entwickelt. Dieses wurde gemeinsam mit Kernbanken und großen Aktionären bis 2028 verabredet. Mit einer zusätzlichen Liquidität von 435 Millionen Euro will das Unternehmen seine Transformation sicherstellen und gleichzeitig das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen.
Der Chief Restructuring Officer Michael Baur betonte dabei die kurze Reaktionszeit der Partner bei der Bereitstellung der benötigten Mittel. Diese Unterstützung verdeutlicht das Vertrauen in die zukünftige Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Der neue Vorstandsvorsitzende Frank Hiller lobte diese Fortschritte als klareres Signal für Kunden und Lieferanten, dass Baywa auf einem guten Weg sei, sich wieder auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.
Baywa plant, sich verstärkt auf seine wichtigsten Geschäftsbereiche zu fokussieren. Insbesondere soll die Agrartechnik weiterhin eine tragende Rolle spielen, während weniger rentable Standorte sukzessive aufgegeben werden. Diese strategische Neuausrichtung verspricht, die Kostenstruktur zu optimieren und gleichzeitig die Effizienz der verbliebenen Standorte zu steigern.
Zukünftige Investitionen sollen sich hauptsächlich in digitalisierte Lösungen und nachhaltige Produktangebote richten. Diese Schritte stehen im Einklang mit globalen Trends und könnten das Unternehmen besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten. Experten gehen davon aus, dass diese Maßnahmen langfristig dazu beitragen werden, die Marke Baywa wieder zu festigen und ihr Image als Innovationsmotor in der Branche zu stärken.