Rezepte
Digitale Gesundheitsanwendungen in Deutschland: Erfolge und Herausforderungen
2025-04-01

In den letzten Jahren hat sich die Nutzung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) in Deutschland stark erhöht. Laut dem Chef des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Karl Broich, wurden über eine Million DiGA-Rezepte eingelöst. Der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SDGVS) hebt dabei hervor, dass trotz des wachsenden Interesses an diesen Anwendungen bürokratische Hindernisse bestehen bleiben könnten. Der zweite DiGA-Report des Verbandes zeigt beispielsweise, dass technische Probleme bei Krankenkassen oder Cyberangriffe wie der auf Bitmarck im Jahr 2023 zu Verzögerungen führen können. Zudem gibt es Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern bei der Nutzung dieser Dienste.

Nach Angaben des SDGVS ist die Zahl der eingelösten Rezepte für digitale Gesundheitsanwendungen kontinuierlich gestiegen. Im Durchschnitt steigt sie um etwa 14 Prozent, obwohl saisonale Schwankungen, insbesondere im Dezember, bemerkbar sind. Ein weiterer Faktor für Rückgänge in den Zahlen liegt nach Aussage des Verbandes in technischen Störungen bei den Krankenkassen. Der Cyberangriff auf Bitmarck im Jahr 2023 führte dazu, dass viele Kassen keine Freischaltcodes generieren konnten. Diese Probleme verdeutlichen die Notwendigkeit einer besseren Integration der digitalen Lösungen in das Gesundheitssystem.

Auch wenn mehr Frauen als Männer diese Anwendungen nutzen – was möglicherweise durch spezielle gynäkologische Angebote erklärt wird – zeigen die Daten ebenfalls, dass Erwachsene aller Altersgruppen zunehmend davon profitieren. Besonders bei der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen steigt die Nutzung deutlich. Aktuell führt das BfArM eine Liste mit 59 zugelassenen Gesundheitsanwendungen, was einen Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Dies wird vom SDGVS als ein Zeichen des Erfolgs gewertet, auch wenn noch harmonisierte europaweit gültige Standards fehlen.

Derzeit wird das Fast-Track-Verfahren vom BfArM genutzt, um digitale Gesundheitsanwendungen innerhalb von drei Monaten in das System einzubinden. Dieses Verfahren wird als wesentliche Innovation angesehen, die Deutschland im internationalen Vergleich voraus ist. Dennoch kritisiert der SDGVS, dass es Patienten immer noch zu lange dauert, einen Freischaltcode von ihrer Krankenkasse zu erhalten. Während zwei Werkstage vorgesehen sind, dauert es im Durchschnitt 14 Tage. Alternativen zur manuellen Eingabe eines Codes könnten die Situation verbessern, wie der Verband betont.

Obwohl Deutschland in der Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen weltweit als Vorbild gilt, bleibt noch Arbeit zu tun. Die aktuelle Situation zeigt, dass technische Probleme und bürokratische Hürden die Effizienz beeinträchtigen können. Eine bessere Integration und Vereinfachung der Prozesse könnten helfen, die volle Potenzial dieser innovativen Lösungen auszuschöpfen. Der Wunsch nach einem flexibleren Zugang könnte den nächsten Schritt in der Digitalisierung des Gesundheitssystems darstellen.

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