Rezepte
Gesundheits-Apps auf Rezept setzen sich nur langsam durch
2024-07-09

Digitale Gesundheitsanwendungen: Warum Baden-Württemberg noch Nachholbedarf hat

In Baden-Württemberg haben digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Rezept bisher noch nicht den erhofften Durchbruch geschafft. Laut einem aktuellen Arztreport der BARMER-Krankenkasse wurden in den Jahren 2020 bis 2022 zwar rund 43.000 solcher Apps verschrieben, doch das ist im Vergleich zur Gesamtzahl der Behandlungsfälle in der Region noch ein verschwindend geringer Anteil. Die Kassen zahlen im Schnitt 370 Euro pro App-Verordnung, doch die Nutzung hält sich bislang in Grenzen. Woran liegt das?

Digitale Gesundheitsanwendungen: Viel Potenzial, aber noch Skepsis bei Ärzten und Patienten

Digitale Gesundheitsanwendungen: Noch nicht flächendeckend im Einsatz

Obwohl digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) seit 2020 von Ärzten verordnet werden können und die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden, haben sie sich in Baden-Württemberg bislang noch nicht durchgesetzt. Laut dem Arztreport der BARMER wurden in den Jahren 2020 bis 2022 rund 43.000 solcher Apps verschrieben. Das mag auf den ersten Blick nach einer beachtlichen Zahl klingen, relativiert sich aber, wenn man sie mit den insgesamt rund 70 Millionen Behandlungsfällen in der Region vergleicht, die im Vorjahr abgerechnet wurden. Somit machen die DiGA-Verordnungen gerade einmal einen Bruchteil der Gesamtversorgung aus.Im bundesweiten Vergleich liegt Baden-Württemberg mit 249 Verordnungen je 100.000 Einwohner sogar nur auf Platz 10 der 16 Bundesländer. Spitzenreiter sind hier die Stadtstaaten Berlin und Hamburg mit 337 bzw. 328 Verordnungen pro 100.000 Einwohner. Offenbar haben digitale Gesundheitsanwendungen im Südwesten also noch Aufholbedarf.

Ärzte und Patienten häufig schlecht informiert

Eine mögliche Erklärung für die verhaltene Nutzung von DiGA in Baden-Württemberg könnte sein, dass sowohl Ärzte als auch Patienten oft nur unzureichend über die Möglichkeiten dieser digitalen Gesundheitsanwendungen informiert sind. Laut der Umfrage im Arztreport fühlt sich bundesweit ein Drittel der Ärzte schlecht oder sehr schlecht informiert. Nur rund ein Viertel gab an, gut oder sehr gut informiert zu sein.Auch auf Patientenseite scheint es Informationsdefizite zu geben. So zeigt die Untersuchung, dass die digitalen Helfer häufig die Erwartungen der Nutzer nicht erfüllt haben. Um das Konzept der Apps auf Rezept voranzubringen, wäre daher mehr Aufklärungsarbeit in den Arztpraxen erforderlich, so der Landesgeschäftsführer der BARMER in Baden-Württemberg, Winfried Plötze.

Kurze Nutzungsdauer als Hemmnis

Ein weiteres Hemmnis für die stärkere Verbreitung von DiGA könnte die oft nur kurze Nutzungsdauer sein. Laut Plötze zahlen die Kassen im Schnitt 367 Euro für eine Anwendungsdauer von 90 Tagen. Angesichts der vielfach nur kurzen Nutzungszeiten fordert er daher einen zweiwöchigen Testzeitraum, um die Akzeptanz zu erhöhen.Insgesamt zeigt sich, dass digitale Gesundheitsanwendungen auf Rezept in Baden-Württemberg zwar durchaus Potenzial haben, dieses aber bislang noch nicht voll ausgeschöpft wird. Um die Nutzung zu steigern, sind offenbar mehr Aufklärung und Überzeugungsarbeit bei Ärzten und Patienten nötig. Auch eine Anpassung der Vergütungsstrukturen könnte dazu beitragen, die Akzeptanz der DiGA zu erhöhen.
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