Eine kontroverse Diskussion bahnt sich in Deutschland an, als der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel, Moritz Schularick, den Vorschlag einbringt, einige Feiertage abzuschaffen, um das Bruttoinlandsprodukt zu steigern. Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft könnte dies einen Anstieg um bis zu 8,6 Milliarden Euro bewirken. Während diese Idee in Schleswig-Holstein hitzig diskutiert wird, trifft sie auf unterschiedliche Meinungen, darunter den Widerstand des Nordkirchen-Sprechers Dieter Schulz. Innerhalb der NDR Schleswig-Holstein-Redaktion teilen Reporter ebenfalls unterschiedliche Ansichten über diesen Vorschlag.
Moritz Schularick betont dabei, dass Deutschland im Vergleich zur EU bei der Arbeitszeit weit unten rangiert. Mit durchschnittlich 30 Urlaubstagen pro Jahr und einer geringeren Wochenarbeitszeit stehen wir hinter Ländern wie Polen zurück, deren Bewohner fünf Stunden mehr arbeiten. Zudem haben wir in den letzten Jahren eine Abnahme der Wochenarbeitszeit um über vier Stunden verzeichnet, während gleichzeitig unsere Krankheitsrate gestiegen ist. Diese Faktoren werden von Schularick als Beleg dafür genommen, dass es notwendig ist, wieder mehr zu arbeiten, um die schwächelnde Wirtschaft und das hohe Defizit anzugehen.
In der Gegenposition argumentiert Stella Kennedy, dass weniger Erholungszeit nicht zwangsläufig zu höherer Produktivität führt. Stattdessen seien Feiertage wichtig für die Regeneration der Arbeitnehmer und stärken kulturelle sowie soziale Bindungen. Sie betont, dass Traditionen und Zusammenhalt durch Feiertage gefördert werden und dass bestimmte Branchen, wie Handel und Tourismus, davon profitieren. Alternativ schlägt Kennedy vor, Steuerlücken zu schließen, um Haushaltsdefizite zu bekämpfen.
Diese Debatte spiegelt die Spannung zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und dem Wert von Freizeit und Kultur wider. Ob die Abschaffung von Feiertagen tatsächlich eine Lösung darstellt oder ob andere Maßnahmen infrage kommen, bleibt offen. Es zeigt sich jedoch, dass eine sorgfältige Analyse der Auswirkungen auf verschiedene Gesellschaftssektoren erforderlich ist.
Die Diskussion hebt hervor, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht nur durch mehr Arbeit erreicht werden kann, sondern auch durch den Schutz von Lebensqualität und kulturellen Werten. Eine ausgewogene Perspektive könnte helfen, sowohl wirtschaftliche Herausforderungen als auch gesellschaftliche Bedürfnisse zu berücksichtigen.