Jährlich treten in den kälteren Monaten Phasen ohne nennenswerte Erzeugung aus erneuerbaren Quellen auf. Diese Perioden, die sogenannten Dunkelflauten, können zwischen zwei und acht Tage dauern. Um solche Herausforderungen zu bewältigen, schlägt Wirtschaftsministerin Katherina Reiche einen Ausbau von bis zu 20 Gigawatt an neuen Gasstromanlagen vor. Werner Götz, Vorstandsvorsitzender des baden-württembergischen Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW, unterstützt diesen Plan und vergleicht diese Anlagen mit einer Art Notdienst. „Es ist eine notwendige Investition, ähnlich wie bei einer Feuerwehr“, erklärt er und betont dabei die Dringlichkeit, da viele derzeitigen Kohlekraftwerke bald unzuverlässig sein könnten.
Die Positionierung dieser Gasstromanlagen spielt eine entscheidende Rolle. Laut Götz sollte ein Drittel im Norden Deutschlands stationiert werden, während zwei Drittel im Süden stehen sollen. Diese Verteilung beruht auf unterschiedlichen systemrelevanten Aufgaben, die diese Kraftwerke übernehmen müssen. Neben der Bereitstellung von Energie dienen sie auch zur Stabilisierung des Stromnetzes in Krisenzeiten. Obwohl einige befürchten, dass dies zu einem Überangebot an Kapazitäten führen könnte, argumentiert Götz, dass diese Anlagen lediglich für spezifische Situationen benötigt werden, wenn beispielsweise längere Perioden ohne Wind oder Sonne eintreten.
Eine nachhaltige Energieversorgung erfordert nicht nur neue Gasstromanlagen, sondern auch den Ausbau anderer Technologien. Batteriespeicher spielen dabei eine wichtige Rolle, um kurzfristige Schwankungen auszugleichen. Allerdings sind sie weniger effektiv bei lang andauernden Bedarfsperioden im Winter. Götz vertritt die Ansicht, dass sowohl Gasstromanlagen als auch Batteriespeicher ihre jeweiligen Stärken haben und somit komplementär arbeiten können. Die dringend benötigten Anreize für Investitionen sollten daher beide Technologien berücksichtigen. Ein weiteres innovatives Konzept ist das bidirektionale Laden von Elektroautos, das ebenfalls helfen kann, das Netz zu entlasten, aber noch nicht ausreichend entwickelt ist, um Gasstromanlagen vollständig zu ersetzen.
Der Ausbau von Gasstromanlagen stellt eine wichtige Maßnahme dar, um Deutschland auf zukünftige Herausforderungen in der Energiewende vorzubereiten. Während es wichtig ist, die Entwicklung alternativer Technologien weiterhin zu fördern, bietet dieser Ansatz Sicherheit in Zeiten hoher Nachfrage und geringer Erzeugung. Eine gut durchdachte Mischung aus verschiedenen Technologien und Strategien wird helfen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig langfristige ökologische Ziele zu erreichen. Dies zeigt, dass innovative Lösungen und koordinierte Anstrengungen den Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft bilden.