Laut einer Studie, die von der „Bild am Sonntag“ präsentiert wurde, arbeiten Einwohner im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) in Deutschland durchschnittlich 1.036 Stunden pro Jahr. Dieser Wert stellt einen drittletzten Platz in der OECD dar, wobei Frankreich und Belgien noch weniger arbeiten. Gegenüber den 1970er Jahren haben sich die Arbeitszeiten verringert, seit der Wiedervereinigung jedoch stetig zugenommen. Während andere Länder wie Italien oder Spanien ihre Stundenzahlen deutlich erhöht haben, bleibt das deutsche Potenzial nach Ansicht des IW-Arbeitsmarkt-Experten Holger Schäfer ungenutzt.
Die aktuelle Situation zeigt gravierende Auswirkungen auf verschiedene Branchen, wie Restaurants, Pflegeeinrichtungen und Handwerksbetriebe. Der Fachkräftemangel wird als kritisch eingeschätzt, mit prognostizierten knapp 4,2 Milliarden fehlenden Arbeitsstunden bis zum Ende des Jahrzehnts, wie Michael Hüther, Präsident des Instituts der deutschen Wirtschaft, betont.
In den letzten Jahren hat sich Deutschlands Position bezüglich der geleisteten Arbeitsstunden innerhalb der OECD-Länder verschlechtert. Während einige Länder signifikant mehr Stunden pro Bewohner im erwerbsfähigen Alter einbringen, liegt Deutschland weit zurück. Die Zunahme von 1.013 auf 1.036 Stunden zwischen 2013 und 2023 ist zwar vorhanden, doch sie reicht nicht aus, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Die Analyse verdeutlicht, dass Deutschland im Vergleich zu früheren Zeiträumen weniger arbeitet, insbesondere wenn man die 1970er Jahre betrachtet. Doch seit der Wiedervereinigung steigt die Tendenz wieder leicht an. Interessanterweise haben Länder wie Ungarn oder Italien eine größere Steigerungsrate erfahren. Diese Entwicklung führt dazu, dass Deutschland zunehmend weiter hinten stehen bleibt. Experten warnen vor einem suboptimalen Nutzen des Arbeitskräftepotenzials, was besonders in Anbetracht der demografischen Herausforderungen problematisch erscheint. Ohne klare Maßnahmen könnte diese Lücke weiter wachsen und langfristige negative Auswirkungen haben.
Der Mangel an qualifizierten Fachkräften spiegelt sich bereits in verschiedenen Bereichen wider, wie gastronomische Betriebe, Pflegedienste und kleineres Handwerk. Diese Sektoren sind besonders stark betroffen und erleben Einschränkungen in ihrer Leistungsfähigkeit. Das Problem wird weiter eskalieren, wenn keine adäquaten Lösungen gefunden werden.
Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft hebt die dringliche Notwendigkeit hervor, Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Trend zu stoppen. Die Prognose eines Fehlens von 4,2 Milliarden Arbeitsstunden bis zum Ende des Jahrzehnts macht die Brisanz der Situation klar. Branchen wie Gastronomie leiden bereits heute unter geschlossenen Lokalen, während Pflegekräfte überlastet sind, da sie ohne ausreichende Unterstützung arbeiten müssen. Ähnliches trifft auf Kitas und kleinere Handwerksunternehmen zu, wo ebenfalls Personal Engpässe auftreten. Die Experten appellieren daher an die Entscheidungsträger, konkrete Strategien zu entwickeln, um dieses Problem systematisch anzugehen und so langfristige Stabilität herzustellen.