Pflegeeltern in Deutschland kämpfen täglich mit einem komplexen System, das sie sowohl emotional als auch finanziell überfordert. Besonders betroffen sind Familien, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen aufnehmen. Diese Situation wird durch mangelnde Unterstützung der Behörden und unzureichende finanzielle Vergütung verschärft. Viele Pflegeeltern fühlen sich vernachlässigt und sehnen sich nach einer Verbesserung der Rahmenbedingungen.
Pflegeeltern müssen sich oft mit einer Vielzahl von Anträgen und Verwaltungsvorgängen auseinandersetzen, die ihre tägliche Arbeit zusätzlich belasten. Die notwendige Unterstützung für spezielle Therapien oder Schulunterstützung erfordert jährliche Wiederholungsanträge, was immense Zeitaufwendigkeit bedeutet. Dieser bürokratische Aufwand nimmt den Eltern wertvolle Zeit, die sie lieber direkt bei ihren Pflegesöhnen und -töchtern einsetzen würden.
Erika, eine alleinerziehende Pflegemutter aus dem Süden Deutschlands, beschreibt diese Herausforderung eindringlich. Sie sorgt seit zehn Jahren für Noah, einen zwölfjährigen Jungen mit Fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD). Erika erklärt, dass sie ständig an ihre Grenzen stoße, nicht wegen Noahs Verhalten, sondern aufgrund der nervenaufreibenden Vorschriften und Antragsverfahren. Jedes Jahr muss sie neue Anträge stellen, um Noah die notwendige Unterstützung zu ermöglichen. Dies schließt Therapien, Schulunterstützung und finanzielle Zuschüsse ein. Der Papierkrieg erschwert es Erika enorm, sich vollständig auf Noahs Bedürfnisse zu konzentrieren.
Neben den bürokratischen Hindernissen leiden viele Pflegefamilien unter mangelnder Unterstützung und finanzieller Unsicherheit. Die monatliche Vergütung ist oft unzureichend, um die hohen Kosten zu decken, die mit der Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen verbunden sind. Dies führt dazu, dass Pflegeeltern oft zwischen ihrer beruflichen Zukunft und der Versorgung des Pflegekindes wählen müssen.
Andreas, ein erfahrener Pflegevater aus dem Unterallgäu, gibt diesen Gedanken Ausdruck. Er und seine Frau kümmern sich seit 30 Jahren um mehrere Pflegekinder. Obwohl sie eine starke Bindung zu den Kindern aufgebaut haben, entschieden sie sich, keine weiteren Kinder aufzunehmen. Neben ihrem fortgeschrittenen Alter seien vor allem die unbefriedigenden Rahmenbedingungen der Hauptgrund. Andreas kritisiert die fehlende Anerkennung der Dienstleistung der Pflegeeltern. Sie üben eine rund-um-die-Uhr-Betreuung aus, ohne bezahlte Urlaubs- oder Krankheitstage zu genießen. Die monatliche Vergütung reicht kaum aus, um die Kosten für den Unterhalt eines Kindes sowie zusätzliche Sonderanschaffungen zu decken. Ein höherer finanzieller Ausgleich könnte dazu beitragen, mehr Familien zur Aufnahme von Pflegekindern zu bewegen.