In der Debatte um die gesetzliche Rente gibt es viele Vorstellungen, die nicht immer der Realität entsprechen. Dieser Artikel beleuchtet zwei weit verbreitete Mythen: erstens, dass die Rente für die Gesellschaft immer teurer wird und zweitens, dass Österreich eine viel bessere Altersvorsorge bietet, ohne dafür zu bezahlen. Diese Annahmen werden im Folgenden kritisch hinterfragt.
Der erste Mythos besagt, dass die Rente ständig mehr Geld kostet und die Zuschüsse der Steuerzahlerinnen in die Höhe schnellen. Tatsächlich bleibt der Anteil der Regierungszuschüsse an den Ausgaben der Rentenkasse seit 25 Jahren relativ konstant. Obwohl die Summe von 112,5 Milliarden Euro im Jahr 2023 beeindruckend erscheint, stellt sie einen ähnlichen Prozentsatz wie früher dar. Die Gründe für diese Zahl liegen vielmehr in speziellen Leistungen wie der Mütterrente oder der Anrechnung von Arbeitszeiten.
Ein Blick auf die Details offenbart, dass große Teile dieser Mittel für Versicherungsfremde Leistungen verwendet werden. Beispiele sind die Mütterrente, die Rente für ehemalige Arbeitnehmer aus dem Osten und Witwen- und Witwerrenten. Diese Leistungen wurden eingeführt, um historische Ungerechtigkeiten auszugleichen. Der Bundesrechnungshof kritisiert jedoch, dass eine genaue Aufstellung dieser Kosten fehlt, was dazu führt, dass selbst Politikerinnen oft nicht wissen, wofür genau die Zuschüsse fließen. Trotzdem bleiben die Zuschüsse notwendig, um das System liquid zu halten und gerechte Leistungen zu gewährleisten.
Der zweite Mythos behauptet, dass Österreich eine höherwertige Altersvorsorge bietet, ohne dafür mehr zu zahlen. In Wirklichkeit zahlen die Österreicherinnen und Österreicher höhere Beiträge zur Rentenkasse. Mit einem Beitragssatz von 22,8 Prozent gegenüber 18,6 Prozent in Deutschland ergibt sich ein erheblicher Unterschied. Zusätzlich übernimmt der österreichische Staat eine Art Sicherheitsnetz, das sicherstellt, dass die Rente auch bei geringeren Beiträgen ausgezahlt werden kann. Dies führt zu einer durchschnittlichen Rente von 1645 Euro pro Monat, rund 500 Euro höher als in Deutschland.
Die Struktur des Systems trägt ebenfalls dazu bei. So müssen in Österreich mindestens 15 Jahre Beiträge geleistet werden, um überhaupt eine Rente zu erhalten, was zu höheren Durchschnittsbeträgen führt. Außerdem profitieren die Österreicherinnen von einer jüngeren Bevölkerung und einer besseren Demografie. Hinzu kommen spezielle Regelungen wie die Vollbeitragspflicht ab einem bestimmten Einkommen und Ausgleichszulagen für niedrigere Rente. Diese Faktoren zusammen machen es möglich, dass die durchschnittliche Rente in Österreich höher ist, aber auch deutlich mehr investiert wird.