Der Aufstieg des medizinischen Cannabis: Von der Nische zum Mainstream

Die Teil-Legalisierung von medizinischem Cannabis in Deutschland hat zu einem regelrechten Boom geführt. Immer mehr Patienten erhalten Rezepte für die Behandlung mit der Cannabispflanze, und Großhändler sowie Online-Apotheken verzeichnen einen massiven Anstieg der Nachfrage. Doch nicht alles läuft dabei reibungslos ab, wie die Branche und Experten berichten.

Der Weg zum Cannabis-Rezept ist einfacher denn je

Vom Betäubungsmittel zum Medikament

Seit der Teil-Legalisierung von medizinischem Cannabis in Deutschland wird die Cannabispflanze nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft. Dadurch ist es für Patienten deutlich einfacher geworden, an ein Rezept zu kommen und das Cannabis in Apotheken zu erwerben. Sogar Online-Anbieter stellen mittlerweile Rezepte aus, sodass der gesamte Prozess vom Arztbesuch bis zur Lieferung nach Hause online abgewickelt werden kann.Allerdings ist es offiziell nicht erlaubt, falsche Angaben zu machen, um an ein Rezept zu gelangen. In der Praxis scheint es jedoch je nach Anbieter ausreichend zu sein, einige Informationen online anzugeben, um an ein Rezept zu kommen.

Der Boom bei den Rezepten

Die hohe Nachfrage nach medizinischem Cannabis spüren vor allem Großhändler wie "Cannamedical" aus Köln. Das Unternehmen liefert monatlich eine halbe Tonne Cannabis an rund 1.000 Apotheken in ganz Deutschland. Dabei handelt es sich um offiziell verschriebenes, medizinisches Cannabis.Seit der Teil-Legalisierung ist die Zahl der Patienten, die Cannabis als Schmerz- oder Schlafmittel benötigen, deutlich gestiegen. Laut Niklas Kouparanis von der Bloomwell Group hat sich die Zahl der Neuanmeldungen auf deren Plattform im April verzehnfacht im Vergleich zum Durchschnitt der vorherigen 12 Monate. Er geht davon aus, dass Deutschland bis Ende des Jahres die Millionengrenze an Patienten überschreiten könnte.Auch die Online-Apotheke Grünhorn aus Leipzig berichtet von einem massiven Anstieg der Rezepteinreichungen. Dort haben sich die Rezepteinträge nach eigenen Angaben verdoppelt oder sogar verdreifacht, und die Zahl der Neuanmeldungen hat sich fast verzehnfacht im Vergleich zum Halbjahr vor der Legalisierung.

Legale Grauzonen und Lieferengpässe

Ob bei all den schnell ausgestellten Online-Rezepten immer alles legal abläuft, lässt sich schwer beurteilen. Der Apothekerverband NRW kritisiert das Ausstellen von Online-Rezepten scharf. Zudem berichten einige Anbieter von Lieferschwierigkeiten, da manche Hersteller ausverkauft sind.Die Branche spricht in diesem Zusammenhang sogar von einer "Wildwest-Zeit des Übergangs". Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt weiterentwickelt, wenn die geplanten "Social Clubs" ihre Arbeit aufnehmen und eigene Cannabisplantagen betreiben dürfen. Dann könnte der Umweg über Online-Rezepte für viele Patienten überflüssig werden.

Fazit: Medizinisches Cannabis auf dem Vormarsch

Der Boom bei medizinischem Cannabis in Deutschland ist unübersehbar. Die Nachfrage nach Rezepten und Produkten steigt rasant, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Branche mit sich bringt. Ob der Trend anhält, hängt auch davon ab, wie sich der Markt mit den geplanten "Social Clubs" weiterentwickelt. Eines ist jedoch klar: Medizinisches Cannabis hat den Weg vom Nischenprodukt zum Mainstream-Medikament gefunden.