Journalismus
Massenproteste in Serbien: Zehntausende fordern Durchsetzung von Rechtsstaatlichkeit
2025-03-15

In Serbien hat sich eine breite Bevölkerungsgruppe zu einer der größten Demonstrationen im Landsgeschichte zusammengeschlossen, um gegen die bestehende Regierung zu protestieren. Die Aktionen, die ursprünglich von Studierenden initiiert wurden, haben mittlerweile einen viel größeren Rahmen angenommen und ziehen Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten an. Das Hauptziel der Proteste ist es, nachhaltige Veränderungen hinsichtlich Korruption und Justiz zu erreichen.

Die Massenkundgebung fand in der serbischen Hauptstadt Belgrad statt, wo laut einem Sicherheitsexperten etwa 100.000 Menschen auf die Straßen gingen. Diese Zahl macht sie zur größten Demonstration in der Geschichte des Landes. Der Protest wurde unter dem Motto „Am 15. für die 15“ organisiert, das auf ein tragisches Ereignis in Novi Sad zurückgreift, bei dem ein Bahnhofsdach einstürzte und 15 Menschenleben forderte. Dieser Vorfall wird von den Demonstranten als Symbol für korrupte Praktiken innerhalb der Regierung angesehen.

Präsident Aleksandar Vučić, der seit zwölf Jahren im Amt ist, steht dabei im Fokus der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, seine Position durch korrupte Netzwerke, eingeschränkte Medienfreiheit und manipulierte Wahlen zu festigen. Darüber hinaus wird ihm vorgeworfen, die demokratische Gewaltenteilung zu untergraben, indem er die Kontrolle über die Justiz ausübt. Die Demonstranten verlangen daher nicht nur die Bestrafung korrupter Akteure, sondern auch die konsequente Durchsetzung eines rechtsstaatlichen Systems.

Aufgrund der Protestwellen hat die Staatsanwaltschaft bereits 13 Personen im Zusammenhang mit dem Dacheinsturz angeklagt. Zudem hat die Regierung eine Anti-Korruptionskampagne angekündigt, um auf die Forderungen der Bevölkerung einzugehen. Infolgedessen traten Premierminister Miloš Vučević sowie zwei weitere Mitglieder seines Kabinetts von ihren Ämtern zurück. Währenddessen appellierte Präsident Vučić an die Polizei, Zurückhaltung walten zu lassen, gleichzeitig warnte er jedoch vor Störungen des Friedens und kündigte Verhaftungen an.

Die Demonstration verlief weitgehend friedlich, obwohl es in der Nacht zwischen Demonstranten, Anhängern des Präsidenten und der Polizei zu Konflikten kam. Dabei wurden zwei Protestierende verletzt und mehrere wegen Sachbeschädigung verhaftet. Die Behörden erwarten nach eigenen Angaben bis zu 80.000 Teilnehmer, während die Organisatoren von deutlich höheren Zahlen ausgehen.

Die Protestbewegung hat somit klargestellt, dass die serbische Bevölkerung eine dringende Reform der Institutionen verlangt. Es zeigt sich, dass die Unzufriedenheit weit über die Studentengruppe hinausgeht und dass die Gesellschaft insgesamt nach Maßnahmen sucht, die zu mehr Transparenz und Gerechtigkeit führen sollen.

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