In der digitalisierten Welt des 21. Jahrhunderts haben politische Parteien begonnen, enorme Summen in Social-Media-Kampagnen zu investieren. Dabei nutzen sie Methoden wie Microtargeting, die aufgrund ihrer potenziellen Gefahren für den Datenschutz und die Demokratie heftige Kritik erfahren. Recherchen zeigen, dass Parteien in Deutschland erhebliche Budgets für gezielte Werbung einsetzen, wobei einige von ihnen dabei versuchen, rechtliche Auflagen zu umgehen.
Im Vorfeld der Bundestagswahl haben sich verschiedene Parteien auf die digitale Bühne begeben, um ihre Nachrichten an spezifische Zielgruppen zu richten. In einem Zeitraum von drei Monaten wurden allein auf Plattformen des Meta-Konzerns mehr als 6,9 Millionen Euro für Werbeanzeigen ausgegeben. Auf Google folgten weitere knapp drei Millionen Euro. Die Grünen stehen mit einem Budget von drei Millionen Euro an der Spitze, gefolgt von der FDP mit 1,95 Millionen Euro und der SPD mit über einer Million Euro.
Die Ausgabenverteilung ist jedoch ungleich verteilt. Während die Grünen ihre Investitionen punktuell erhöhten, insbesondere am 31. Januar 2025, behielten andere Parteien wie die FDP ein konstantes Budget bei. Die AfD hingegen investiert vergleichsweise wenig, was im Verhältnis zu ihren Umfragewerten auffällt. Diese Strategien spiegeln unterschiedliche Ansätze wider, wie Parteien Wähler erreichen wollen.
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Einsatz von Microtargeting, einer Technik, die es ermöglicht, Werbung basierend auf persönlichen Daten und Interessen zu personalisieren. Beispiele dafür sind die gezielte Anzeigensetzung durch den SPD-Bundestagsabgeordneten Macit Karaahmetoglu oder Klaus Herrmann von der AfD. Solche Praktiken wecken Bedenken unter Datenschützern und führen zu Diskussionen über mögliche Missbrauchsmöglichkeiten.
Von der CSU und der BSW wurde Microtargeting komplett vermieden, während andere Parteien versuchen, ihre Aktivitäten innerhalb gesetzlicher Rahmenbedingungen zu halten. Das Abkommen zwischen den Parteien verbietet das Targeting auf Basis sensibler Daten wie religiöser Zugehörigkeit oder sexueller Identität, aber es bleibt fraglich, wie gut diese Vereinbarungen eingehalten werden.
Rechtsauflagen wie die DSGVO schränken Microtargeting ein, da sie die Verarbeitung bestimmter personenbezogener Daten verbieten. Trotzdem bestehen Zweifel, ob Parteien tatsächlich daran gebunden bleiben. Experten warnen vor den Risiken, die solche Praktiken für die Demokratie bergen, einschließlich der Möglichkeit, Wähler zu manipulieren.
Dies zeigt sich besonders deutlich im Vergleich zur Vergangenheit, wo Unternehmen wie Cambridge Analytica massive Datenmissbrauch praktizierten. Solche Vorfälle verdeutlichen die Notwendigkeit, die Grenzen zwischen politischer Kommunikation und Manipulation sorgfältig zu bewachen.
Als Journalist und Beobachter des politischen Geschehens fällt es schwer, nicht besorgt zu sein. Die Nutzung von Microtargeting birgt das Risiko, die Meinungsbildung zu verzerren und Wähler gezielt zu beeinflussen. Es ist entscheidend, dass wir uns bewusst machen, wie unsere persönlichen Daten verwendet werden und welche Auswirkungen dies auf die Qualität unserer Demokratie hat. Ein offener Dialog zwischen Politik, Technologieunternehmen und Bürgern ist notwendig, um eine Balance zwischen effektiver Kommunikation und Schutz individueller Rechte zu finden.