Journalismus
Nordkoreanische Söldner im Ukraine-Krieg: Warnung vor unterschätzten Risiken
2025-01-16

Ehemaliger Mitarbeiter der nordkoreanischen Staatssicherheit, heute in Südkorea lebend, warnt vor den Gefahren der russischen Nutzung nordkoreanischer Soldaten. Lee Chul-eun, ein Pseudonym, beschreibt die Veränderungen unter Kim Jong-un und die möglichen Motive Nordkoreas, während er seine eigene Flucht und die aktuellen Entwicklungen kommentiert. Die Einsätze nordkoreanischer Truppen im Ukraine-Krieg könnten langfristige Auswirkungen auf die Region haben.

Lee Chul-eun, der vor acht Jahren aus Nordkorea floh, hat eine einzigartige Perspektive auf die aktuelle Situation. Er erklärt, dass Nordkorea unter Kim Jong-un eine neue Richtung eingeschlagen habe. Im Gegensatz zu früheren Regierungen sei es nun bereit, seine Truppen ins Ausland zu entsenden. Diese Entwicklung sei für viele Nordkoreaner überraschend gewesen, da sie immer nur auf die Selbstverteidigung konzentriert waren. Lee vermutet, dass Nordkorea durch diesen Deal mit Russland versucht, seine Fähigkeiten in konventionellen Waffen zu verbessern. Allerdings gehen die angeblichen 2.000 Dollar pro Monat nicht an die Soldaten, sondern direkt in die Staatskasse von Nordkorea.

Die Armee Nordkoreas zählt zu den größten stehenden Heeren weltweit, doch ihre Kampferfahrung ist begrenzt. Seit dem Koreakrieg vor mehr als 70 Jahren hatten die Soldaten kaum Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu erproben. Nun scheinen sie im Ukraine-Krieg genau das tun zu wollen. Laut südkoreanischem Geheimdienst sind bereits 300 nordkoreanische Soldaten gefallen. Dies wirft ernsthafte Fragen auf, was Nordkorea damit erreichen möchte und welche Konsequenzen dies für die beteiligten Länder haben könnte.

Lee Chul-eun betont, dass trotz der mangelhaften Ernährung die nordkoreanischen Soldaten widerstandsfähig seien. Sie hätten ein hartes Leben hinter sich und würden um jeden Tag kämpfen. Diese Härte sollte nicht unterschätzt werden. Seine eigenen Erfahrungen im Militärdienst bestätigen diese Einschätzung. Er selbst musste ebenfalls den Dienst ableisten und erhielt dabei Einblicke in die Struktur und Stärken der Armee.

Die Entscheidung zur Flucht traf Lee im Jahr 2016, nachdem er eine Rede der damaligen südkoreanischen Präsidentin Park gehört hatte. Diese Rede überzeugte ihn davon, dass Demokratie und Freiheit eine bessere Zukunft bieten könnten. Nach einem riskanten Seeweg gelang ihm die Flucht nach Südkorea, wo er nun beobachten kann, wie seine ehemaligen Landsleute in einem fernen Krieg sterben. Er hofft, dass dieser Krieg bald endet und Frieden einkehrt. Gleichzeitig warnt er vor möglichen Spannungen zwischen Nord- und Südkorea, falls letzteres Waffen an Kiew liefert.

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