Seit dem Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine haben wichtige Bergbauanlagen im Osten des Landes unter russischer Kontrolle gestanden. Diese Ressourcen, insbesondere Kohle, werden nun systematisch abgebaut und über eine sogenannte Schattenflotte auf den Weltmarkt gebracht. Die Einnahmen daraus profitieren Moskaus Wirtschaft erheblich. Eine umfangreiche Recherche des Nachrichtenportals Kyiv Independent hat aufgedeckt, wie diese Operationen ablaufen und welche Minen betroffen sind. Besonders in den Regionen Donezk und Luhansk befinden sich große Kohlevorkommen, die seit Jahren von russischen Akteuren kontrolliert werden.
Die Situation eskalierte 2014, als Russland Teile dieser Gebiete besetzte und einen Proxy-Krieg begann. Zwei Jahre später wurde der Konflikt durch eine vollständige Invasion verschärft. Seitdem wurden laut Untersuchungen etwa zwanzig Minen enteignet, wobei Russland sie offiziell mietet und nach drei Jahren kaufen kann. Dies entspricht einer Art legalisierten Enteignung gestohlener Güter, wie Analysten kritisch bemerken.
Um die Herkunft der Rohstoffe zu verschleiern, schaltet Russland bei seinen Transportern die Transponder aus und nutzt Satellitenbilder zur Überwachung. Ein spezifisches Beispiel ist ein Schiff, das Metallurgiekoks vom Hafen von Mariupol nach Algerien transportierte. Der Koks stammt vermutlich aus einer Mine in einem von Russland besetzten Gebiet. Experten warnen, dass solche Praktiken weiter zunehmen könnten, da es nicht das erste Mal ist, dass russische Frachtschiffe gestohlene ukrainische Produkte exportieren.
Aufgrund ihrer enormen Kohlereserven spielt die Ukraine eine zentrale Rolle in der fossilen Energiebranche. Sie verfügt über mehr als 90 Prozent aller fossilen Energieträger des Landes, darunter verschiedene Arten von Kohle, Anthrazit und Kokskohle. Die Donbass-Region im Osten ist besonders reich an diesen Vorkommen, obwohl Jahrzehnte intensiver Abbau die besten Ablagerungen erschöpft haben. Dennoch bleibt die Ukraine weltweit einer der größten Hartkohleproduzenten.
Die internationale Gemeinschaft versucht seit Jahren durch Sanktionen, diesem Handel Einhalt zu gebieten. So wurden bereits Fälle dokumentiert, in denen russische Schiffe Getreide oder Öl aus dem Land schafften. Auch hierbei wird der Transponder während der Fahrt deaktiviert, um den genauen Kurs zu verschleiern. Ein griechischer Hafen diente beispielsweise als Zielort für eine solche Lieferung, die aus dem ukrainischen Hafen Sewastopol stammte.
Die Enthüllungen zeigen, wie komplex und raffiniert die Strategie der russischen Regierung ist, um wertvolle Rohstoffe aus dem besetzten Territorium zu extrahieren und weiterzuverkaufen. Dies birgt enorme wirtschaftliche Konsequenzen sowohl für die Ukraine als auch für die globale Marktwirtschaft. Gleichzeitig verdeutlichen die Nachforschungen die Notwendigkeit eines strengen internationalen Handelns gegen derartige Praktiken.