Rezepte
Sissi Chen: Einfach chinesisch
2024-09-28
Sissi Chen: Wie eine Berlinerin die Geheimnisse der chinesischen Küche entdeckt
Sissi Chen ist eine junge Köchin, die ihre Leidenschaft für die chinesische Küche entdeckt hat. Obwohl sie in China geboren wurde und in Österreich aufwuchs, hat sie sich erst in Berlin ihrer kulinarischen Identität angenähert. Heute teilt sie ihre Rezepte und Geschichten auf ihrem erfolgreichen Instagram-Kanal und in ihrem ersten Kochbuch "Einfach chinesisch".Eine Reise zu den Wurzeln der chinesischen Küche
Vom Werbeprofi zur Köchin
Lange Zeit deutete nichts darauf hin, dass Sissi Chen einmal eine erfolgreiche Köchin werden würde. Die 35-Jährige strebte zunächst eine Karriere in der Werbebranche an und träumte davon, mit 30 Jahren Strategy Director in einer Agentur zu sein. Doch dann kam alles anders. Über ihren Instagram-Kanal, den sie zunächst nebenbei betrieb, entdeckte Chen ihre Leidenschaft für das Kochen und die chinesische Küche. Als parallel der Drang, ihre eigene Geschichte besser zu verstehen, immer größer wurde, entschied sich Chen 2021 für den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute folgen ihr fast 100.000 Menschen auf Instagram, und sie hat neben ihrem Kochbuch weitere lukrative Jobs akquiriert. "Die finanzielle Unsicherheit macht mir manchmal noch Angst, weshalb ich oft zu viel arbeite – aber es wird besser", sagt Chen.Kochen als praktische Leidenschaft
Für Sissi Chen ist Kochen etwas Pragmatisches, kein romantisches Hobby. Sie kocht zwar gerne, aber es darf nicht zu lange dauern. "Rezepte wie von Ottolenghi klingen zwar superlecker, aber ich habe keine Nerven dafür", erklärt sie. Stattdessen bevorzugt sie einfache, schnelle Gerichte, die maximal 30 Minuten Zubereitungszeit erfordern und nur wenige Zutaten benötigen.Ihre Liebe zur chinesischen Küche entdeckte Chen erst, als sie begann, sich intensiver mit ihrer Herkunft auseinanderzusetzen. Lange Zeit hatte sie sich keiner Identität richtig zugehörig gefühlt, bis sie durch das Kochen der Gerichte aus ihrer Kindheit in Peking wieder Verbindung zu ihrer Familie und der chinesischen Kultur aufnahm. "Ich habe mir Fotos angeguckt, alte Tagebücher gelesen und meine Mutter viel gefragt – dann kamen auch Erinnerungen zurück", erzählt sie.Traditionelle Rezepte mit modernem Twist
In ihrer Küche in Berlin-Prenzlauer Berg bereitet Sissi Chen an diesem Tag Mapo Tofu zu, ein traditionelles Gericht aus der Region Sichuan. Dabei verzichtet sie bewusst auf das übliche Blanchieren des Tofus, wie es in ihrer Familie üblich war. "Eigentlich würde der Tofu blanchiert, bevor er in die Pfanne kommt, aber das hat meine Familie nicht gemacht – und ich mache das jetzt auch nicht", sagt sie.Auch bei anderen Gerichten wie dem Three Cup Chicken, einem ursprünglich taiwanesischen Gericht, legt Chen Wert darauf, ihre eigenen Interpretationen zu finden. "In China schmeißt man die Knochen durchaus mit in die Suppe", erklärt sie. "Auch das ist wohl ein Unterschied zur deutschen Küche: Tiere komplett zu verzehren, um nichts zu verschwenden, also auch Hühnerfüße zu kochen oder Fischaugen zu essen, ist ganz normal."Kochen als Weg zur Selbstfindung
Sissi Chens Kochbuch "Einfach chinesisch" beschreibt ihre Art zu kochen gut. "Ich breche Gerichte auf das Elementarste runter", sagt sie. Lange Zeit habe sie sich nicht getraut, ihre Rezepte zu veröffentlichen, da sie dachte, sie sei "nicht chinesisch genug". Doch irgendwann hatte sie genug Selbstvertrauen, um anzunehmen, wer sie ist. "Und hab verstanden, dass die Rezepte nichts Bestimmtes erfüllen müssen, sondern einfach meine Versionen von etwas sind."Durch das Kochen und die Auseinandersetzung mit ihrer Herkunft hat Sissi Chen nicht nur ihre kulinarische Identität gefunden, sondern auch einen Weg, ihre persönliche Geschichte besser zu verstehen. "Über die Gerichte meiner Kindheit in Peking näherte ich mich wieder meiner Vergangenheit, meiner Familie und der chinesischen Kultur an", erzählt sie.