In einer weitreichenden Untersuchung wurde ein betrügerisches Netzwerk an der Universität Duisburg-Essen aufgedeckt, das über Jahre hinweg akademische Leistungen gefälscht hat. Eine ehemalige Universitätsangestellte und ihr Mittelsmann stehen im Zentrum des Falls, bei dem gegen Bezahlung Prüfungsergebnisse manipuliert wurden. Die Manipulationen kamen erst durch einen anonymen Hinweis ans Licht und führten zu schwerwiegenden Konsequenzen für die Beteiligten sowie zu strukturellen Änderungen im Prüfungsverfahren der Universität.
In den goldenen Herbsttagen einer kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen begann eine Geschichte, die das Bildungsprinzip der Universität Duisburg-Essen erschütterte. Eine 42-jährige Mitarbeiterin, zuständig für das Eingeben von Noten im Bereich Wirtschaftswissenschaften, nutzte ihre Position aus, um Studierenden bessere Prüfungsergebnisse zu verschaffen – gegen Bezahlung. Ihre Taten blieben jahrelang unentdeckt, da niemand die digitalen Noteneinträge überprüfte. Die Lehrenden erhielten die manipulierten Ergebnisse nicht mehr zur Begutachtung.
Mitangeklagt ist ein 39-jähriger Essener, der Vorbereitungskurse an der Universität gab und als Mittelsmann fungierte. Er vermittelte zwischen Studierenden, die in akademischer Not waren, und der Angestellten. Innerhalb von vier Jahren sammelte er über 100.000 Euro ein, indem er dafür sorgte, dass mindestens 40 Studenten ihre Prüfungen oder sogar komplette Abschlüsse erhielten.
Die Enthüllung dieses Systems kam durch eine 28-jährige Referendarin, die selbst Opfer des Systems war. Sie hatte für neun Prüfungen fast 9.000 Euro bezahlt und dadurch Bachelor- und Masterabschluss erreicht. Nachdem sie sich mit der Polizei kooperativ zeigte, erhielt sie eine Bewährungsstrafe und musste ihre Abschlüsse zurückgeben. Auch andere betroffene Studierende erlebten ähnliche Konsequenzen.
Die Universität reagierte prompt und nahm alle manipulierten Noten zurück, außerdem wurden betrogene Abschlüsse aberkannt. Ein Teil der betroffenen Studierenden klage vor dem Verwaltungsgericht, während die strafrechtlichen Verfahren abgeschlossen sind. Die meisten wurden zu Geld- oder Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt.
Die Ex-Universitätsangestellte wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe entlassen und will laut WDR zum Prozessbeginn ein Geständnis ablegen, ebenso wie der Mitangeklagte.
Die Universität hat seitdem Maßnahmen getroffen, um solche Vorfälle zukünftig auszuschließen. Es gibt neue Kontrollmechanismen, die sicherstellen, dass keine Noten mehr ohne Wissen des Dozenten geändert werden können.
Von einem journalistischen Standpunkt aus zeigt dieser Fall, wie wichtig es ist, Transparenz und Kontrollen in Institutionen einzuführen, die als Hort der Wahrheit gelten. Der Skandal unterstreicht die Notwendigkeit, akademische Integrität zu schützen und dafür zu sorgen, dass Bildung wirklich auf Leistung basiert. Diese Lektion muss uns daran erinnern, dass wir stets wachsam sein müssen, um das Vertrauen in unsere Bildungssysteme zu bewahren.