Die Einführung von Sprachtests für Vorschulkinder in Bayern löst unterschiedliche Meinungen aus. Das neue Gesetz, das vor wenigen Wochen im Landtag verabschiedet wurde, sieht vor, dass Kinder anderthalb Jahre vor ihrer Einschulung geprüft werden. Der Zweck dieser Maßnahme ist es, frühzeitig zu erkennen, welche Kinder zusätzliche Unterstützung benötigen. Allerdings gibt es erhebliche Bedenken unter Experten und Fachkräften.
Fachleute warnen vor unnötiger Belastung des Systems. Längst etablierte Verfahren wie Seldak und Sismik ermöglichen bereits eine detaillierte Beobachtung der sprachlichen Entwicklung der Kinder über einen längeren Zeitraum. Diese Methoden sorgen dafür, dass die Pädagoginnen und Pädagogen den Kindern intensiv folgen können. Kathrin Bauer, eine Fachberaterin aus Augsburg, betont, dass diese herkömmlichen Praktiken effektiv seien und keine neuen Tests erforderlich machen würden. Sie äußert Bedenken, dass die neuen Tests ein zusätzliches Arbeitsaufkommen mit sich bringen, das das ohnehin angespannte System belasten könnte.
Anita Loider, eine Sprachfachkraft aus Augsburg, zeigt sich besonders besorgt über die Auswirkungen auf die Kinder. Die Tests sollen von Lehrkräften an Schulen durchgeführt werden, was bedeutet, dass die Kleinen ihre vertraute Umgebung verlassen müssen. Dies könnte Stress bei den Kindern auslösen und zu ungenauen Ergebnissen führen. Loider und andere Fachkräfte befürchten, dass dies dazu führen könnte, dass Kinder in Förderprogramme eingeteilt werden, obwohl sie möglicherweise keine zusätzliche Unterstützung benötigen. Stattdessen plädiert sie für mehr Personal und bessere Bedingungen in den Kitas, um den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. So könnten die kleinen Menschen optimal gefördert werden, ohne unnötige Belastungen aufzubürden.
Mehr Qualität in der Betreuung statt zusätzlicher Tests – das ist die Forderung vieler Fachleute. Durch verbesserte Strukturen und mehr Zeit für jedes Kind könnte die sprachliche Entwicklung gezielter unterstützt werden. Es geht darum, die bestehenden Ressourcen besser zu nutzen und gleichzeitig die psychische Belastung für Kinder und Mitarbeiter zu minimieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass jede Kleinigkeit die Unterstützung erhält, die sie tatsächlich braucht.