In den letzten Jahren ist die Rate von Stillgeburten in Deutschland kontinuierlich gestiegen. In Uelzen hat sich eine ehrenamtliche Gruppe, bekannt als „Begleitgruppe Sternenkinder“, seit 2020 zur Aufgabe gemacht, das Tabuthema anzusprechen und betroffenen Familien beizustehen. Diese Gruppe bietet Trost und Unterstützung, wo oft nur Stille herrscht. Ihr Ziel ist es, durch regelmäßige Treffen und persönliche Gespräche ein Forum zu schaffen, in dem Eltern ihre Trauer verarbeiten können. Die Mitglieder der Gruppe, darunter Pfarrer, Hebammen und Bestattungsplaner, arbeiten zusammen, um den Betroffenen einen Weg zurück ins normale Leben zu ebnen.
In Uelzen entstand vor drei Jahren die Initiative „Begleitgruppe Sternenkinder“. Ihre Mission ist es, über das oft ungesprochene Thema Stillgeburten aufzuklären und den Betroffenen praktische Hilfe anzubieten. Seit 2007 sind bundesweit immer mehr Kinder tot geboren worden; im Jahr 2023 belief sich die Zahl auf 3427 Fälle. Jede dieser Zahlen steht für eine tragische persönliche Geschichte, doch leider bleibt das Thema häufig unbeachtet. Gina Weigelt und Ulrich Hillmer, Pastor der Johannis- und Georgs-Gemeinde, haben sich mit anderen engagierten Menschen zusammengeschlossen, um diesen Müttern und Vätern bei ihrer schweren Zeit beizustehen. Sie organisieren monatliche Treffen im Gemeindehaus von St. Johannis, wo sie Raum für Offenheit und Verständnis schaffen. Ulrich Hillmer betont, dass er in solchen Momenten einfach ein Mitmensch ist, der sich um das Wohl des anderen sorgt.
Die Herausforderungen, denen Eltern nach einer Stillgeburt gegenüberstehen, sind immens. Oft fühlen sie sich isoliert und verstanden. Der Verlust eines Kindes kann nicht nur emotionale Schmerzen verursachen, sondern auch Ehen belasten. Großeltern und Geschwister wissen oft nicht, wie sie helfen sollen. Dies führt zu einem Gefühl der Einsamkeit bei den Eltern. Ein weiterer Aspekt ist die innere Schuld, die viele Mütter empfinden. Sie zweifeln an ihrem Körper und fragen sich, warum sie ihr Baby nicht tragen konnten. Gina Weigelt teilt Geschichten von Frauen, die Jahrzehnte später noch unter diesem Verlust leiden. Für viele ist das Wort „Stillgeburt“ greifbarer als medizinische Fachbegriffe wie „Totgeburt“. Die Gruppe versucht, diese Emotionen zu adressieren und den Eltern dabei zu helfen, ihren Schmerz zu verarbeiten.
Die Gruppe strebt danach, dass weniger Tabus bestehen und mehr Menschen bereit sind, sich dem Thema zu öffnen. Gina Weigelt hofft, dass Väter und andere Familienmitglieder aktiv teilnehmen und so gemeinsam Kraft schöpfen. Im Gemeindehaus findet jedes zweite Mal im Monat der „Treffpunkt kleiner Stern“ statt. Hier wird ein sicherer Ort geschaffen, an dem Eltern ihre Gefühle ausdrücken können. Durch gegenseitiges Verständnis und Unterstützung entsteht eine Gemeinschaft, die niemanden allein lässt. Die Gruppe möchte, dass jeder Mensch weiß: Es gibt keine richtige oder falsche Art zu trauern – wichtig ist, dass man sich getragen fühlt.