Eine aktuelle Studie von Sozialwissenschaftlern kommt zu überraschenden Schlussfolgerungen bezüglich der Effizienz und Auswirkungen der deutschen Grenzkontrollen. Das Forschungsteam um Marcus Engler, Norbert Cyrus und Lea Christinck hat nachgewiesen, dass diese Maßnahmen kaum Einfluss auf die Migrationsbewegungen haben, dafür aber erhebliche negativ konnotierte Effekte auf Wirtschaft und Bevölkerung in den betroffenen Regionen verursachen.
Die Präsentation der Studie erfolgte am Dienstag in Berlin, wo das Team Zweifel an den bisherigen Aussagen der Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte. Diese hatte die Reduktion der Asylanträge als Beweis für die Wirksamkeit ihrer Politik dargestellt. Die Analyse zeigt jedoch, dass EU-weit ein ähnliches Muster zu beobachten ist, mit steigenden Zahlen in den Jahren 2022 und 2023 sowie einem leichten Rückgang im Jahr 2024.
Diese Entwicklungen lassen sich eher durch Veränderungen in den Herkunftsgebieten erklären als durch nationale Kontrollmaßnahmen. So wurde eine gewisse Entspannung in Syrien festgestellt, was möglicherweise zur Verringerung der Flüchtlingsströme beiträgt. Gleichzeitig kritisierten die Forscher die Symbolpolitik, die mit den Grenzkontrollen verbunden sei, da diese letztlich nur geringe praktische Auswirkungen habe.
Der Grüne-Europaabgeordnete Erik Marquardt, Auftraggeber der Studie, berichtete von seinen Beobachtungen an der deutsch-französischen Grenze bei Straßburg, wo es zu erheblichen Stau- und Verspätungsproblemen kam. Diese beeinträchtigten insbesondere Grenzgänger und Schüler, führten zu wirtschaftlichen Einschränkungen und erhöhten Kosten für die Bundespolizei.
Zudem wurden tragische Konsequenzen der verstärkten Sicherheitsmaßnahmen dokumentiert. So gab es Berichte über tödliche Unfälle während Polizeiverfolgungen, die in Zusammenhang mit dem Kampf gegen Schleuser stehen. Diese Situation verdeutlicht die Notwendigkeit einer Überprüfung der aktuellen Strategien.
Marquardt warnte zudem vor einer Bedrohung des Europarechts durch die bestehenden Grenzregelungen. Nach Ansicht der Fachleute führt dies zu einer Schwächung des internationalen Flüchtlingsrechts, was jedoch in deutschlandweit geführten Debatten weitgehend außer Acht gelassen wird.
Das Forschungsergebnis hebt hervor, dass die derzeitige Grenzpolitik nicht nur ineffektiv ist, sondern auch erhebliche soziale und wirtschaftliche Kosten verursacht. Eine überarbeitete Strategie könnte helfen, sowohl die Sicherheit als auch die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, gleichzeitig den europäischen Zusammenhalt zu stärken.