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Therapie bei Kindern: Wo liegt der richtige Maßstab?
2025-01-06

In Deutschland nimmt die Zahl der Kinder, die bereits in Therapie waren, stetig zu. Besonders im Vorschulalter werden viele Kinder aufgrund unterschiedlicher Entwicklungsauffälligkeiten therapiert. Dabei warnen Experten vor übermäßiger Behandlung und betonen die Bedeutung von Zeit, Verständnis und individueller Förderung. In diesem Artikel beleuchten wir sechs Fälle und fragen uns, ob diese Kinder tatsächlich eine Therapie benötigen oder nicht.

Sechs Fälle, um die Diskussion zu vertiefen

In einer Zeit, in der fast jedes zweite Schulkind bereits eine Therapie durchlaufen hat, wird die Frage nach dem richtigen Maß immer drängender. Die folgenden Beispiele zeigen, wie Experten verschiedene Situationen einschätzen:

  • Jonas, drei Jahre alt, spielt selten allein und zieht die Gesellschaft von Eltern oder anderen Erwachsenen vor. Eine Spieltherapeutin erklärt, dass dies bei Kleinkindern normal ist und mehr gemeinsames Spielen das Selbstvertrauen fördern kann.
  • Lukas, fünf Jahre alt, hält den Stift noch mit der Faust und malt nur kurz bevorzugt Tätigkeiten wie Toben. Ein Kinderarzt rät zur Ergotherapie, wenn Lukas Unterstützung braucht, aber betont, dass tägliche Übungen zu Hause entscheidend sind.
  • Felix, ein Zweitklässler, benötigt Stunden für seine Hausaufgaben und tritt nur mit Hilfe seiner Mutter voran. Eine Heilpädagogin schlägt vor, Felix' Unabhängigkeit zu fördern und mögliche Konzentrationsprobleme zu prüfen.
  • Ann-Marie, vier Jahre alt, lispelt noch seit sie den Schnuller abgelegt hat. Eine Sprachtherapeutin berichtet, dass Lispeln oft von selbst verschwindet, aber eine frühe Therapie verhindern kann, dass es sich festigt.
  • Leon, sechs Jahre alt, stolpert häufig und bewegt sich kraftlos. Eine Motopädin empfiehlt eine Mototherapie, um Leon Selbstvertrauen und Beweglichkeit zu verleihen.
  • Hannah, fünf Jahre alt, hat panische Angst vor Unwetter. Ein Psychotherapeut rät dazu, Hannah langsam an solche Situationen zu gewöhnen und ihr dabei Sicherheit zu geben.

Die Experten stimmen darin überein, dass nicht jede Auffälligkeit sofort therapiert werden muss. Oft genügen einfache Maßnahmen wie mehr Zeit, Verständnis und gezielte Förderung, um Kindern zu helfen, ihre Schwierigkeiten zu meistern.

Von einem journalistischen Standpunkt aus lässt sich sagen, dass diese Diskussion wichtige Fragen aufwirft. Es zeigt sich, dass eine maßvolle Ansprache der Probleme oft effektiver sein kann als eine schnelle Therapieempfehlung. Eltern und Erzieher sollten sensibel auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und professionelle Hilfe suchen, wenn es wirklich nötig ist. Dies hilft, unnötige Belastungen zu vermeiden und gleichzeitig sicherzustellen, dass jeder Kind seine volle Entwicklungsfähigkeit entfalten kann.

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