In der deutschen Hauptstadt entfacht eine neue Regelung für den Übergang von Grund- zu Sekundarschulen heftige Kontroversen. Die Landesregierung hat die Anforderungen verschärft, was zu einem drastischen Anstieg der Nichtbestehensrate bei einem neu eingeführten Test führte. Fast 98 Prozent der Schüler schafften es nicht, sich an einem Gymnasium anzumelden. Diese Entwicklung sorgt bei den Betroffenen und deren Familien für Empörung und Forderungen nach einer Überprüfung des Systems.
Die Änderungen betreffen insbesondere die Bewertungskriterien für den Zugang zum Gymnasium. Zuvor durften Kinder mit einem Notendurchschnitt zwischen 2,3 und 2,7 auf Empfehlung ihrer Lehrkräfte beantragt werden. Zusätzlich konnten sie ein Probejahr absolvieren. Jetzt müssen Schüler jedoch einen Notenschnitt von mindestens 2,2 erreichen oder einen speziellen Probeunterricht bestehen, um sich bewerben zu dürfen. Der Test wurde erstmals am 21. Februar durchgeführt und beinhaltete Prüfungen in Deutsch und Mathematik sowie interaktive Elemente.
Viele Eltern äußern Bedenken hinsichtlich der Gültigkeit und Fairness dieses neuen Verfahrens. Ein Vater kritisiert, dass nur bestimmte Kompetenzen berücksichtigt wurden, während andere Fähigkeiten außen vor blieben. Sein Sohn sei trotz guter Leistungen in Englisch und Naturwissenschaften gescheitert. Eine Mutter berichtet ähnlich, dass ihre Tochter knapp an der Grenze scheiterte und nun frustriert sei. Beide fordern mehr Transparenz und eine detaillierte Analyse der Tests.
Der Landeselternausschuss (LEA) setzt sich aktiv für mehr Offenheit ein. Er verlangt, dass die Aufgaben und Bewertungsmaßstäbe veröffentlicht werden, damit die Öffentlichkeit das Verfahren beurteilen kann. Die Senatsbildungsverwaltung sollte die Konsequenzen ihres Handelns ernst nehmen und eventuell Fehler eingestehen. Eine Petition, die sich explizit an Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch richtet, fordert die Annullierung der Ergebnisse für durchgefallene Kinder.
Bisher bleibt die Regierung jedoch bei ihrem Standpunkt. Günther-Wünsch argumentiert, dass die hohe Durchfallquote die Notwendigkeit der strengen Anforderungen unterstreiche. Sie betont, dass über die Hälfte der Schüler weiterhin die Möglichkeit habe, sich an einem Gymnasium zu bewerben. Dennoch verspricht sie, die ersten Erfahrungen mit dem neuen System zu evaluieren. In der Zwischenzeit suchen viele Familien nach Alternativen wie Integrierten Sekundarschulen oder Gesamtschulen, wobei einige Schwierigkeiten haben, passende Optionen in ihren Stadtteilen zu finden.