In Österreich besteht ein dringender Bedarf an besseren Unterstützungssystemen für Eltern mit schreienden Babys. Ein Fall im Landesklinikum Wiener Neustadt hat die öffentliche Aufmerksamkeit erregt, als ein Säugling aufgrund schwerwiegender Kopfverletzungen behandelt werden musste. Die Verdachtsdiagnose lautete Schütteltrauma, eine tragische Realität, die leider nicht selten bleibt. Statistiken zeigen, dass von 100.000 Säuglingen weltweit zwischen 21 und 35 einem solchen Trauma ausgesetzt sind.
Die Herausforderungen der Eltern stehen im Mittelpunkt des Diskurses. Elisabeth K., eine Ärztin aus dem Weinviertel, berichtet von ihrer eigenen Erfahrung mit einem ständig schreienden Kind. Sie betont, dass selbst Personen mit medizinischem Hintergrund in Situationen geraten können, in denen sie den Drang verspüren, ihr Baby zu schütteln. Psychotherapeutin Edith Huebmer unterstreicht die Notwendigkeit von professioneller Hilfe, da Schlaflosigkeit und fortwährendes Geschrei der Hauptfaktoren für Überforderung sind. Trotz vorhandener Anlaufstellen wie der ehemaligen Schreiambulanz am Landesklinikum Mödling fehlt es vielen Betroffenen an Wissen über diese Angebote.
Eine zentrale Rolle spielt die Verbesserung der Infrastruktur und des Bewusstseins in der Gesellschaft. Experten wie Petra Ruso fordern die Etablierung einer Akut-Hotline sowie eine verstärkte Betreuung durch Hebammen nach der Geburt. Kinderarzt Christoph Wolfram plädiert für eine Erweiterung der psychosozialen Beratung im Rahmen des Eltern-Kind-Passes ab 2026. Diese Initiative könnte helfen, potenzielle Risikosituationen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu verhindern. Durch Bildungsmaßnahmen während der Schwangerschaft und eine stärkere Einbindung von Vätern kann die soziale Stigmatisierung verringert und Verständnis gefördert werden. Letztlich zeigt sich, dass eine umfassende Unterstützung für Eltern nicht nur individuelle Lebensqualität erhöht, sondern auch langfristig zur Prävention von Gewalt beiträgt.