Auf der beliebten Videoplattform TikTok hat sich eine neue Praxis durchgesetzt, die zunehmend Anwender dazu verleitet, aktuelle Kinofilme direkt auf ihren Smartphones anzusehen. Diese Methode umgeht traditionelle Aufführungsorte wie Kinos und wirft wichtige rechtliche Fragen auf. Benutzer können Filmenamen wie "Sonic" oder "Squid Game" in voller Länge und guter Qualität genießen, indem sie einfach ein virtuelles Plakat anklicken und den Vollbildmodus aktivieren. Doch hinter dieser bequemen Möglichkeit lauern erhebliche rechtliche Gefahren sowohl für Streamer als auch für Zuschauer.
In einem Interview mit dem WDR warnt der Medienrechtsexperte Prof. Christian Solmecke aus Köln davor, dass die meisten auf TikTok verbreiteten Filme urheberrechtlich geschützt sind. Dies bedeutet, dass ausschließlich die Rechteinhaber das Recht besitzen, diese Werke zu vervielfältigen oder öffentlich wiederzugeben. Ohne die explizite Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers stellt jede öffentliche Wiedergabe einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Solmecke betont, dass dies nicht nur auf den Livestreamer, sondern auch auf jeden Nutzer zutrifft, der solche Inhalte konsumiert.
Die Auswirkungen dieser illegalen Streamingpraktiken auf die Filmbranche könnten gravierend sein. Jeder unentgeltliche Zugriff auf einen aktuellen Kinofilm reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer bereit ist, dafür im Kino zu bezahlen. Dies führt zu einem erheblichen finanziellen Nachteil für die Filmindustrie. Solmecke deutet an, dass die Höhe der möglichen Schäden von den Zuschauerzahlen abhängt. Bei großen Zahlen könnten die Verluste immens sein, da weniger Menschen bereit wären, ihre Geldbörse zu öffnen.
Wer steckt hinter diesen illegalen Streams? Solmecke nimmt an, dass es sich hauptsächlich um gewöhnliche TikTok-Nutzer handelt. Da jeder Nutzer ab 18 Jahren mit mehr als 1.000 Followern einen Livestream starten kann, erscheint es wahrscheinlich, dass viele potenzielle Täter existieren. Selbst die Erreichung der Followerzahl könnte durch den Kauf von Followern erleichtert werden. Somit könnten theoretisch Millionen von Nutzern in Betracht kommen, was die Überwachung und Strafverfolgung dieser Handlungen besonders schwierig macht.
Diese Entwicklung birgt also erhebliche Risiken sowohl für die Filmindustrie als auch für die Nutzer, die sich auf TikTok an illegalen Streamingaktivitäten beteiligen. Es wird klar, dass eine breitere Aufklärung über die rechtlichen Konsequenzen notwendig ist, um Missstände zu verhindern und die Interessen aller Beteiligten zu schützen.