In den ersten Monaten des Jahres hat sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland sowie im gesamten Euroraum langsam aber stetig erholt, obwohl die Bedrohung durch amerikanische Einfuhrzölle bestand. Während Deutschlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent zugenommen hat, lag der Zuwachs im Euroraum bei beeindruckenden 0,4 Prozent. Diese Entwicklung wurde vor allem durch steigende private Konsumausgaben und Investitionen getragen. Doch Experten warnen: Die von Donald Trump verhängten Zölle könnten diese positive Dynamik im Laufe des Jahres erneut bremsen.
Inmitten eines goldenen Frühlings zeigte sich die deutsche Wirtschaft überraschend robust. Nach einer Phase der Stagnation und sogar leichter Rezession am Ende des Vorjahres, konnte sie sich wieder erholen. Dieses Wachstum wird insbesondere durch einen steigenden privaten Konsum gefördert, was sich auf sinkende Inflationsraten und höhere reale Löhne zurückführen lässt. Im ersten Quartal stabilisierte sich die Inflation bei etwa 2,3 Prozent und sank im April weiter auf 2,1 Prozent.
Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt die Zukunft unsicher. Der Chefvolkswirt der ING, Carsten Brzeski, betont, dass Deutschland nach wie vor in einer Phase der Stagnation gefangen ist. Die Aussichten für ein starkes Wirtschaftswachstum sind düster, da die amerikanischen Zölle bereits negative Auswirkungen zeigen könnten. Einige Länder im Euroraum profitieren indes von ihren Exporten in die USA, so zum Beispiel Irland, während andere wie Italien oder Spanien hierbei Rückschläge verzeichnen.
Von besonderem Interesse ist Spaniens herausragende Position als Wachstumsspitzenreiter mit einem BIP-Zuwachs von 0,6 Prozent. Auch Frankreich konnte sein Wirtschaftsergebnis verbessern, wenn auch nur marginal, während Deutschland lediglich ein moderates Wachstum erreichte.
Die Veröffentlichung detaillierter Daten über die Zusammensetzung des Wirtschaftswachstums steht noch aus und wird vom Statistischen Bundesamt gegen Ende Mai erwartet. Bis dahin bleibt ungewiss, wie stark die deutschen Unternehmen von den amerikanischen Handelsrestriktionen betroffen sein werden.
Aus Sicht der Bankvolkswirte könnte eine lockere Finanz- und Schuldenpolitik der neuen Bundesregierung ab dem nächsten Jahr positive Impulse setzen. Doch bislang bleiben die Auswirkungen solcher Maßnahmen unklar.
Ein klar erkennbarer zollbedingter Ausfuhranstieg, wie er in den USA zu beobachten war, zeigt sich jedoch nicht in Europa. Vielmehr scheint die amerikanische Politik eher eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den kommenden sechs Monaten herbeizuführen.
Die Analystin Franziska Palmas von Capital Economics prophezeit, dass das Wirtschaftswachstum im Euroraum infolge der amerikanischen Importzölle deutlich schwächer ausfallen wird.
Die aktuelle Situation verdeutlicht also einmal mehr die Verflechtung globaler Märkte und deren Anfälligkeit gegenüber politischen Entscheidungen.
Als Beobachter bleibt man skeptisch gegenüber kurzfristigen Wirtschaftsaufschlägen, solange größere Ungewissheiten wie die amerikanischen Zölle bestehen bleiben. Es zeigt sich jedoch auch, dass flexible nationale Wirtschaftspolitiken wichtige Instrumente zur Dämpfung negativer Effekte darstellen können.