Die Zeitenwende am Weltwirtschaftsforum (WEF) hat begonnen. Mit sofortiger Wirkung hat Gründer und langjähriger Vorsitzender Klaus Schwab seinen Posten als Verwaltungsratspräsident aufgegeben. Der 87-jährige Initiator des Forums übergab die Zügel an Peter Brabeck-Letmathe, der den Vorsitz interimistisch übernimmt. Gleichzeitig wurde ein formeller Prozess zur Ermittlung einer dauerhaften Nachfolgelösung gestartet. In den letzten Jahren wuchs die Kritik an Schwabs Führung sowie an den thematischen Schwerpunkten der Davoser Veranstaltungen. Interne Anschuldigungen bezüglich Diskriminierung und Sexismus wurden laut, obwohl diese von Schwab und dem Forum zurückgewiesen wurden.
Der Übergangsprozess wird von einem erfahrenen Team geleitet. Während Schwab sich aus dem täglichen Geschäft zurückgezogen hat, übernimmt Borge Brende weiterhin operative Aufgaben. Die Suche nach einem dauerhaften Nachfolger bleibt jedoch offen. Trotz intensiver Gerüchte um mögliche Amtsinhaber wie Christine Lagarde oder Ursula von der Leyen scheint keine dieser Persönlichkeiten verfügbar zu sein.
In den letzten Jahren nahm die Kritik an der Organisation und deren Themenausrichtung stetig zu. Besonders prominente Teilnehmer äußerten Bedenken hinsichtlich der Relevanz und Orientierung der Konferenzen. Intern kam es zu Vorwürfen gegen die Führungsschicht, darunter Beschuldigungen von Sexismus und Rassismus, die jedoch von Schwab und dem Forum bestritten wurden. Diese Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit einer Modernisierung sowohl inhaltlich als auch strukturell. Die neue Führung wird somit vor die Herausforderung gestellt, die Vision und Tradition des Forums mit modernen Ansätzen zu verbinden.
Klaus Schwab gründete das Forum ursprünglich als Plattform für Unternehmensmanager, die sich für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung einsetzen. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein globales Netzwerk mit über 3.000 Teilnehmern aus verschiedenen Bereichen. Heute ist das Forum ein international tätiges Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 400 Millionen Franken.
Die Geschichte des Forums spiegelt die Entwicklung der globalen Zusammenarbeit wider. Von einer regionalen Manager-Konferenz in den 1970er Jahren wuchs es zu einer weltweit renommierten Plattform heran. Schwab selbst, der aus einer deutsch-schweizerischen Familie stammt, prägte maßgeblich die Vision eines Unternehmens, das über bloße Profitmaximierung hinausdenkt. Obwohl sich die Mission des Forums nicht ändern soll, steht es nun vor der Herausforderung, seine Rolle im globalisierten Kontext neu zu definieren. Die zukünftige Führung muss sicherstellen, dass das Forum weiterhin als relevante Stimme in der Weltwirtschaft wahrgenommen wird.