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Verständnis für jugendliche Gewalt: Was Eltern tun können
2025-05-09

Eine populäre britische Netflix-Serie namens „Adolescence“ hat das Thema Jugendgewalt in den Mittelpunkt gerückt. Sie erzählt die Geschichte eines 13-jährigen Jungen aus einer scheinbar stabilen Familie, der eine Mitschülerin ersticht. Diese dramatische Handlung hat landesweit Diskussionen unter Eltern ausgelöst und Fragen zur Verbreitung von Gewalt unter Jugendlichen aufgeworfen. Experten wie Prof. Marc Allroggen betonen dabei die Komplexität dieses Phänomens.

Der Kinder- und Jugendpsychiater erklärt, dass Gewaltakte oft spontan in Streitsituationen entstehen und nicht geplant sind. Zwar könne jeder Fall auftreten, doch sei dies keineswegs die Norm. Stattdessen spiele eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle, darunter individuelle Eigenschaften, soziale Netzwerke sowie elterliche Erziehungsmethoden. Obwohl es keine Garantie gibt, kann ein sicherer Rahmen bei der Prävention helfen.

Die Bedeutung eines sicheren Umfelds

Ein zentrales Präventionsinstrument gegen jugendliche Gewalt ist nach Prof. Allroggen das Schaffen eines stabilen, respektvollen Umfelds. Resiliente Kinder entwickeln bessere Emotionsregulationsfähigkeiten und sind weniger anfällig für negative Einflüsse aus ihrer Umgebung. Dazu gehört auch frühzeitige Unterstützung durch feinfühlige Eltern, die lernen, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erkennen.

Eltern sollten ihre Kinder dabei begleiten, selbstständig zu werden, indem sie ihnen Raum zum Erfahrungsgewinn bieten. Es geht darum, eine Balance zwischen Unterstützung und Freiheit zu finden. Gerade kleine Kinder benötigen Hilfestellung bei der Emotionsregulation. Beispielsweise können sie durch Begleitung bei alterstypischen Wutanfällen lernen, ihre Gefühle besser zu kontrollieren. Dies schafft langfristig mehr Sicherheit und Selbstvertrauen. Ebenso wichtig ist die Entwicklung gesunder Beziehungen und sozialer Bindungen, die als Schutzfaktor wirken.

Kommunikation und frühe Warnsignale

Neben dem Aufbau eines sicheren Rahmens spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle. Eltern sollten offen für Gespräche sein und ihren Kindern vermitteln, dass sie jederzeit Ansprechpartner sind. Besonders dann, wenn ungewöhnliches Verhalten auffällt – wie plötzlicher Rückzug oder erhöhte Aggressivität – sollte man sensibel reagieren. Es gilt jedoch zu beachten, dass dies ohne Druck erfolgen muss, um ein vertrauensvolles Verhältnis zu wahren.

Falls ein Kind gewalttätig wird, empfehlen Psychologen eine klare Trennung zwischen Liebe und Ablehnung des Verhaltens. Dies bietet dem Kind die Möglichkeit, sein Verhalten zu ändern, ohne sich abgelehnt zu fühlen. In schwereren Fällen kann eine psychische Erkrankung im Spiel sein, sodass professionelle Hilfe angebracht sein kann. Auch hier sollten Eltern darauf achten, konstruktiv mit dem Geschehenen umzugehen und sich nicht allein dafür verantwortlich zu fühlen. Statt sich in Selbstvorwürfen zu verlieren, ist es hilfreich, sich auf mögliche Lösungswege zu konzentrieren und weiterhin präsent zu sein.

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