In den letzten drei Jahren hat sich die Wirtschaftslandschaft Kasachstans erheblich verändert, seitdem Russland die vollständige Invasion der Ukraine eingeleitet hat. Zwei führende Experten analysieren diese Entwicklung: Professor Magbat Spanov und Finanzanalyst Rasul Rysmambetov. Während Spanov eine kritische Sichtweise einnimmt, zeigt Rysmambetov größere Optimismuspotenziale. Besonders auffällig sind die starken Inflationsraten sowie die Umstellung von Logistik- und Handelsrouten.
In der Periode nach Beginn der Konflikte zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2022 haben sowohl die Inflation als auch die Währungsschwankungen in Kasachstan dramatische Veränderungen erfahren. Innerhalb weniger Monate stieg die jährliche Inflation auf ein Rekordniveau von 20,3 Prozent an, bevor sie sich langsam wieder beruhigte. Diese Entwicklung führte zu einem deutlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten, wobei Mieten, Baumaterialien und Büroausstattungen besonders betroffen waren. Auch die Währung, das Tenge, verlor kontinuierlich an Wert, was die Abhängigkeit von Rohstoffexporten noch weiter verstärkte.
Professor Spanov kritisiert dabei insbesondere die ineffiziente Wirtschaftspolitik des Landes, die bereits vor dem Krieg bestand. Laut seiner Analyse hätte die Wirtschaft ohne äußere Faktoren wie den Krieg oder die Pandemie ebenfalls schwerwiegende Probleme entwickelt. Die fehlenden Investitionen in innovative Branchen und die starke Abhängigkeit von Rohstoffen machen die Wirtschaft angreifbar für globale Schwankungen.
Rysmambetov sieht hingegen auch positive Aspekte. Durch die Sanktionen gegen Russland profitiert Kasachstan von einer Umlagerung internationaler Firmen und Geschäftsleute, die nach Alternativen suchen. So wurden neue Banken gegründet und internationale Unternehmen zogen in das Land um. Gleichzeitig erlebt Kasachstan einen Aufschwung als Transitland für internationale Handelsrouten, insbesondere durch Projekte wie der „Mittlere Korridor“. Der Luftraum über Kasachstan wird nun häufiger genutzt, was zusätzliche Einnahmen generiert.
Die Logistik hat sich zudem grundlegend verändert. Flüge, die früher über Moskau liefen, werden nun über die Türkei oder andere Regionen umgeleitet. Dies erhöht zwar die Kosten und Dauer der Reisen, bietet aber gleichzeitig neue Geschäftsmöglichkeiten für kasachische Fluggesellschaften.
Von einer weltweiten Perspektive aus wird die De-Dollarisierung der Weltwirtschaft beobachtet, was Kasachstan gezwungen ist, seine wirtschaftlichen Beziehungen neu zu strukturieren. China und die Türkei gewinnen hierbei an Bedeutung.
Langfristig bleibt jedoch ungewiss, wie sich die Situation entwickeln wird. Spanov geht davon aus, dass Kasachstan noch Jahre mit den negativen Folgen kämpfen muss, selbst wenn die aktuellen Spannungen gelöst werden sollten.
Von einem journalistischen Standpunkt aus lässt sich sagen, dass dieser Bericht verdeutlicht, wie sehr kleinere Länder wie Kasachstan von globalen geopolitischen Entscheidungen beeinflusst werden. Trotz der Herausforderungen birgt die aktuelle Situation auch Chancen für eine wirtschaftliche Neuausrichtung. Das Beispiel Kasachstans zeigt, dass Anpassungsfähigkeit und Innovationsbereitschaft entscheidend sind, um in einer sich schnell wandelnden Welt erfolgreich zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob das Land diesen Weg konsequent beschreiten wird.