Finanzierung
Zukunft der Investitionen in Baden-Württemberg auf dem Prüfstand
2025-04-16

Die Region Baden-Württemberg steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich durch geopolitische und geoökonomische Unsicherheiten verschärfen. Das geplante Messtechnik-Campus-Projekt des Unternehmens Zeiss in Aalen-Ebnat wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Diese Entscheidung spiegelt die allgemeine Skepsis vieler Unternehmen wider, die ihre Inlandsinvestitionen überdenken. Eine Umfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) zeigt, dass fast jedes dritte Unternehmen im Südwesten seine Investitionen reduziert. Wirtschaftsexperten fordern daher eine umfassende Agenda zur Stärkung der Innovationsfähigkeit und Attraktivität des Standorts.

Der Rückzug von Großprojekten wie dem Campus von Zeiss ist symptomatisch für eine tiefere Unzufriedenheit innerhalb der Wirtschaftszirkel. Die Geschäftsführung begründet den Projektverschiebungstermin mit den weltweit sichtbaren Turbulenzen, die auch den deutschen Markt beeinträchtigen. Der BWIHK-Vize Claus Paal betont die Notwendigkeit einer grundlegenden Neuausrichtung der politischen Rahmenbedingungen. Er spricht sich für ein Programm aus, das Innovationen fördert, Bürokratie abbaut und Standortkosten senkt.

Diese Unsicherheit führt dazu, dass viele Familienunternehmen ihre Zukunftsplanungen überdenken. Martin Joos vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau berichtet von einem Abklingen der Begeisterung für unternehmerische Aktivitäten. Dieser Trend wird durch steigende Kosten, komplizierte Vorschriften und Bürokratie verstärkt. Die Folge: In immer mehr Betrieben bleibt die Nachfolgefrage offen.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut appelliert an die politischen Kräfte auf Bundes- und EU-Ebene, Prioritäten neu zu setzen. Sie betont, dass nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch strukturelle Maßnahmen erforderlich sind, um das Wettbewerbsvermögen Deutschlands zu stärken. Positive Schritte in dieser Richtung seien bereits im Koalitionsvertrag verankert, darunter die Abschaffung des Lieferkettengesetzes und Vereinfachungen bei Nachweispflichten für Unternehmen.

Eine Reihe weiterer Initiativen soll den Unternehmern entgegenkommen. So werden höhere Abschreibungen auf Investitionen in technische Ausrüstung vorgesehen. Zwar profitieren hauptsächlich investitionsstarke Industrien davon, doch Experten wie der Freiburger Ökonom Lars Feld sehen hier einen potenziellen Anreiz für erhebliche Investitionen in Zukunft. Auch die geplante Senkung der Körperschaftsteuer ab 2028 könnte den internationalen Wettbewerbsdruck lindern.

Deutschland muss internationale Konkurrenten eingeholt werden, da es im Vergleich zu anderen Ländern eine hohe Steuerlast aufweist. Forscher am ZEW in Mannheim warnen vor negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen. Jan Stefan Roell vom BWIHK fordert daher eine beschleunigte Steuerreform, um weitere Investitionsabbauentscheidungen wie beim Zeiss-Projekt zu verhindern.

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