Journalismus
Zwei Chinesen in der russischen Armee: Freiwillige oder gezwungene Kämpfer?
2025-04-10

Am 8. April gab die ukrainische Regierung bekannt, zwei chinesische Staatsbürger lebend gefangen genommen zu haben, die angeblich für Russland kämpften. Diese Festnahme löste Spekulationen über eine mögliche Beteiligung Pekings am Konflikt aus. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Es handelt sich bei den beiden um freiwillige, unausgebildete Söldner, die sich aus unterschiedlichen Gründen der russischen Armee angeschlossen haben. Die Ukraine nutzt den Vorfall, um internationale Aufmerksamkeit auf die Präsenz ausländischer Kämpfer in den Reihen Moskaus zu lenken.

Russland rekrutiert seit Langem Ausländer für seine Streitkräfte, insbesondere aus verarmten Ländern oder von Personen mit rechtlichen Problemen in ihren Heimatstaaten. Mit dem Ziel, die russische Staatsbürgerschaft zu erhalten, schließen viele Männer einen Vertrag mit der Armee. Einer der gefangenen Chinesen bestätigte, dass er aus diesem Grund in den Dienst trat und sich durch einen Vermittler nach Russland bringen ließ, obwohl er keine Sprachkenntnisse besaß. Nach einer kurzen, ineffektiven Ausbildung wurde er in den Kampf geschickt.

Die Rolle ausländischer Kämpfer in der russischen Armee

Russland hat eine Vielzahl von Strategien entwickelt, um seine Truppenstärke aufrechtzuerhalten. Neben regulären Soldaten werden auch Freiwillige und Söldner aus zahlreichen Ländern rekrutiert. Diese Praxis ermöglicht es Moskau, nationale Verluste zu reduzieren und gleichzeitig neue Talente und Motivationen zu integrieren. Besonders attraktiv ist die Möglichkeit, durch Militärdienst die Staatsbürgerschaft zu erlangen, was viele ausländische Staatsbürger aus wirtschaftlichen oder rechtlichen Gründen anzuziehen scheint.

Insgesamt haben sich Menschen aus mindestens 40 Ländern bereit erklärt, für Russland zu kämpfen. Während Nordkorea offiziell reguläre Truppen entsendet, stammen andere Kämpfer aus Zentralasien, dem Kaukasus, Syrien, Afrika, Nepal, Indien und dem Balkan. Diese Vielfalt zeigt die globale Reichweite der russischen Rekrutierungsstrategien. Durch Anpassungen im Gesetzgebungsbereich seit September 2022 können nun auch ausländische Staatsbürger dienen und am Ende ihres Vertrages die Staatsbürgerschaft erhalten. Dies bietet vielen Männern aus wirtschaftlich schwachen Regionen oder mit rechtlichen Problemen in ihren Heimatländern eine Alternative.

Peking distanziert sich von militärischer Unterstützung für Moskau

Trotz der Festnahme der beiden Chinesen betont Peking weiterhin, dass es keine regulären Soldaten in den Konflikt geschickt hat. Obwohl China ein wichtiger wirtschaftlicher und technologischer Partner Russlands ist, hält es sich strikt von direkter militärischer Unterstützung fern. Die chinesischen Kämpfer, die in der Ukraine festgenommen wurden, handeln als Einzelgänger und nicht im Auftrag ihrer Regierung. Dies unterstreicht die Unterscheidung zwischen staatlicher Politik und individuellen Entscheidungen.

Der Fall der beiden gefangenen Chinesen verdeutlicht die Komplexität der Situation. Während sie offiziell Teil der russischen Armee sind, fehlen ihnen grundlegende Voraussetzungen wie Sprachkenntnisse und adäquate Ausbildung. Ihre Motivationen reichen von der Suche nach einer neuen Identität über finanzielle Notwendigkeiten bis hin zur Hoffnung auf eine bessere Lebensqualität in Russland. Peking wird sich bemühen, den Vorfall herunterzuspielen und eine Lösung zu finden, die sowohl die ukrainische Seite zufriedenstellt als auch die bilateralen Beziehungen nicht gefährdet. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, ob diese Fälle isoliert sind oder ob weitere chinesische Staatsbürger ähnliche Wege einschlagen könnten.

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