Rezepte
Vorsicht bei Online-Praxen: Mit einem Klick zur blauen Pille und zur Abnehmspritze – Wie Ärzte Online-Rezepte einschätzen
2024-09-05

Online-Ärzte: Bequem, aber gefährlich?

In einer Zeit, in der Gesundheit und Fitness immer mehr in den Fokus rücken, entdecken viele Menschen die Bequemlichkeit von Online-Arztpraxen. Mit nur wenigen Klicks lassen sich Rezepte für Potenzmittel oder Medikamente zur Gewichtsreduktion bestellen. Doch dieser scheinbare Komfort birgt auch erhebliche Risiken, warnen Mediziner.

Schnell, anonym, aber riskant

Fernbehandlung ohne Krankenakte

Der Trend zu Online-Arztpraxen ist unverkennbar. Plattformen wie Zava bieten Patienten die Möglichkeit, sich bequem von zu Hause aus behandeln zu lassen. Dafür müssen sie lediglich einen Fragebogen zu ihren Gesundheitsdaten ausfüllen. Anschließend stellen die Ärzte ein Rezept aus, das direkt an die Apotheke geschickt wird. Diese Methode kommt vielen Deutschen gelegen, da sie schnell und anonym ist.Allerdings birgt die Fernbehandlung ohne persönlichen Kontakt zum Arzt große Risiken. "Wir kennen den Patienten und seine Beschwerden, das ist bei der Online-Behandlung nicht der Fall", erklärt Dr. Antje Eimers-Jelen, Hausärztin in Aurich. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen sieht ebenfalls Probleme: "Es findet kein echter Identitätsnachweis statt und Patienten können wissentlich oder unwissentlich falsche Angaben machen."

Nebenwirkungen und Rechtsunsicherheit

Gerade bei verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Potenzmitteln oder Abnehmspritzen können solche Fehleinschätzungen schwerwiegende Folgen haben. "Die Patienten riskieren schwere Neben- und Wechselwirkungen", warnt die Kassenärztliche Vereinigung. Zudem haben Patienten bei Falschbehandlungen keine Rechtssicherheit, da die Online-Ärzte im Ausland sitzen.Auch der Mediziner Dr. Christian Meinhardt sieht Risiken: "Jedes Medikament hat spezifische Wirkungen und Nebenwirkungen, die einer sorgfältigen Betrachtung bedürfen." Insbesondere die sogenannten Abnehmspritzen könnten schwerwiegende Komplikationen wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verursachen. "Es ist äußerst bedenklich, dass solche Präparate ohne umfassende ärztliche Beratung und Überwachung appliziert werden."

Rechtliche Grauzonen

Die rechtliche Situation ist ebenfalls nicht ganz klar. Während in Deutschland tätige Ärzte die Berufsordnung einhalten müssen, gelten für Ärzte im Ausland andere Vorschriften. "Die Bundesärztekammer kann nicht beurteilen, unter welchen Voraussetzungen Ärzte im EU-Ausland Medikamente verschreiben dürfen", heißt es auf Anfrage.Insgesamt zeigt sich, dass der Komfort der Online-Arztpraxen mit erheblichen Risiken für die Gesundheit der Patienten verbunden ist. Vermeintliche Schnelligkeit und Anonymität können sich am Ende als gefährlich erweisen.
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