Rezepte
Unbesetzte Kassenstellen: Rezepte gegen den Ärztemangel
2024-08-23
Das Gesundheitssystem vor dem Kollaps? Wie Österreich dem Ärztemangel begegnen kann
In Österreich spitzt sich der Mangel an Ärzten weiter zu. Lange Wartezeiten, Schwierigkeiten bei der Neuaufnahme von Patienten und verschobene Behandlungen sind die Folgen. Doch es gibt Lösungsansätze, die das System entlasten und attraktiver für junge Mediziner machen könnten.Ärztlicher Nachwuchs ist gefragt
Mehr Patienten, weniger Ärzte - dieser besorgniserregende Trend setzt sich in Österreich fort. Besonders in den Bereichen Allgemeinmedizin, Gynäkologie und Dermatologie klafft eine deutliche Lücke. Zwar gehört Österreich im EU-Vergleich zu den Ländern mit den meisten Ärzten pro Kopf, doch das Problem liegt im Modell: Immer weniger junge Mediziner wollen sich langfristig an das Kassensystem binden.Bürokratie abbauen und Arbeitsbedingungen verbessern
Laut Experten gibt es zwei zentrale Hebel, um den Ärztemangel zu begrenzen. Zum einen muss der hohe bürokratische Aufwand, etwa bei der chefärztlichen Bewilligung von Routinemedikamenten, deutlich reduziert werden. Zum anderen müssen die Arbeitsbedingungen für Ärzte attraktiver gestaltet werden - beispielsweise durch mehr Flexibilität bei den Kassenverträgen und die Möglichkeit von Teilzeitstellen oder Karenzzeiten.Neue Ausbildungsmodelle und Aufgabenverteilung
Die Österreichische Gesundheitskasse setzt auch auf Förderungen und Unterstützung im Medizinstudium, um angehende Ärzte an das System zu binden. Allerdings stoßen diese Anreize bisher auf wenig Interesse. Zudem verlässt fast ein Drittel der Medizinabsolventen nach dem Studium Österreich, um im Ausland zu arbeiten.Innovative Lösungen, wie sie etwa in Schweden zu finden sind, könnten dem entgegenwirken: Dort übernehmen andere Gesundheitsberufe viele Routineaufgaben, sodass Ärzte sich auf komplexere Fälle konzentrieren können. Ein ähnliches Modell wäre auch in Österreich denkbar - allerdings stehen Reformvorhaben in diese Richtung bislang nicht auf der Agenda.Primärversorgungszentren als Zukunftsmodell
Eine vielversprechende Strategie sind sogenannte Primärversorgungszentren, in denen Allgemeinmediziner im Team mit anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten. Dadurch können Patienten schneller Termine erhalten und ganzheitlich betreut werden. Solche Zentren erfreuen sich zunehmender Beliebtheit - nicht zuletzt bei jungen Ärzten, die sich weniger in die Einzelpraxis-Tradition einbinden möchten.Wahlarztsystem: Fluch oder Segen?
Eine weitere Besonderheit des österreichischen Systems ist das Wahlarztsystem. Patienten können sich gegen Erstattung auch bei Wahlärzten behandeln lassen - was zwar als europaweit einzigartig gilt, aber auch Kritik hervorruft. Denn es fördere eine Zweiklassenmedizin. Reformen, etwa ein Verbot von Privatordinationen für Teilzeit-Spitalsärzte, stoßen daher auf breiten Widerstand.Letztlich zeigt sich: Österreich hat weniger einen tatsächlichen Ärztemangel als vielmehr ein Verteilungsproblem - von Aufgaben, Ressourcen und Infrastruktur. Um die Herausforderungen zu meistern, bedarf es einer umfassenden Transformation des Gesundheitssystems. Nur so lässt sich die Versorgung der Bevölkerung auch in Zukunft sicherstellen.