Eltern Kinder
Barrierefreiheit für Gehörlose Kinder: Herausforderungen und Lösungsansätze
2024-12-29

Viele gehörlose Kinder und ihre Eltern begegnen im Alltag erheblichen Hindernissen, die von mangelhafter Beratung bis hin zu fehlenden Bildungsmöglichkeiten reichen. Experten fordern daher politische Maßnahmen und eine stärkere Anerkennung der Gebärdensprache, um den Betroffenen ein besseres Leben zu ermöglichen. Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 80.000 Kinder mit stark eingeschränktem Gehör, wovon viele auf Gebärdensprache angewiesen sind. Die Integration dieser Kinder in die Gesellschaft und das Bildungssystem stellt jedoch nach wie vor große Herausforderungen dar.

Mangelnde Unterstützung bei der Diagnose

Die Entdeckung eines hörbehinderten Kindes in einer Familie mit hörenden Eltern ist oft mit tiefgreifenden Emotionen verbunden. Diese Situation bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, sowohl für die betroffenen Kinder als auch für ihre Eltern. Viele Familien erhalten nur unzureichende Informationen und Unterstützung, was zu einer Verzögerung der Sprachentwicklung führen kann. Ein entscheidender Faktor ist hier die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertiger Beratung.

Nach Angaben von Ann-Cathrin Wehmeier vom Bundeselternverband gehörloser Kinder gibt es derzeit keine unabhängige Beratungsstelle für diese Familien. Stattdessen konzentriert sich die Beratung oft ausschließlich auf technische Hilfsmittel wie Hörgeräte oder Implantate. Dies führt dazu, dass viele Eltern die Gebärdensprache und die Gehörlosenkultur vernachlässigen. Diese Lücke in der Beratung hat erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes und kann später zu Identitätsproblemen führen. Zudem stellt die Beantragung von Unterstützung durch Behörden häufig eine schwierige Aufgabe dar, was die sprachsensitive Phase des Kindes zusätzlich belastet.

Bildung und soziale Integration

In der schulischen Umgebung stehen gehörlose Kinder vor zahlreichen Herausforderungen, die ihre Integration erschweren. Obwohl es Ansätze zur inklusiven Bildung gibt, fehlen oft die notwendigen Ressourcen und Kenntnisse, um diesen Zielen gerecht zu werden. Dies wirkt sich negativ auf die psychische und physische Entwicklung der Kinder aus.

Robert Jasko, Referent für Jugendpolitik und Partizipation beim Verein Deutsche Gehörlosen-Jugend, betont, dass taube Kinder im Bildungssystem stark benachteiligt sind. Selbst in spezialisierten Schulen besitzen Lehrkräfte oft nicht genügend Kenntnisse in der Deutschen Gebärdensprache. In regulären Schulen, die sich auf inklusive Bildung versteifen, stoßen taube Kinder auf zusätzliche Hürden. Der Unterricht wird zwar oft durch Dolmetscher begleitet, aber ohne offizielle Qualitätsstandards bleibt dies ein Problem. Darüber hinaus fühlen sich viele gehörlose Kinder isoliert, da sie in ihrer Klasse oft die einzigen sind, die die Welt visuell statt auditiv wahrnehmen. Ohne Gebärdensprache bleiben ihnen wichtige Kommunikationsmöglichkeiten versperrt, was tiefe Einsamkeit und Isolation zur Folge haben kann. Eine stärkere Förderung der Gebärdensprache sowie die Verbesserung der rechtlichen Grundlagen könnten hier Abhilfe schaffen.

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