Journalismus
Bayerns Landwirt im Zentrum eines Kontroversen Streits
2025-04-01

In der vergangenen Woche zog Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, seine Kandidatur für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers zurück. Der Grund: ein angeblicher Übergriff durch die Tierschutzorganisation „Animal Rebellion“ auf seinem Hof. Nun hat sich herausgestellt, dass kurz vor dieser Protestaktion eine Veterinärkontrolle stattfand, bei der Mängel festgestellt wurden. Diese Informationen bestätigte das Landratsamt Nürnberger Land gegenüber dem Spiegel. Obwohl Felßner behauptet, dass diese Vorfälle keinen Einfluss auf seinen Rücktritt hatten, verstärken sie die Kritik an seiner Person und werfen Fragen über die Transparenz seines Betriebs auf.

Details zu den Ereignissen auf Felßners Hof

Am 21. März führte das Veterinäramt Nürnberger Land eine Routineuntersuchung auf Felßners Hof durch. Die Inspekteure stellten dabei geringgradige Mängel in Bezug auf Einstreu und Stallreinigung sowie leichte bis mittlere Defizite bei der tierärztlichen Versorgung einzelner Tiere fest. Zudem gab es einen baulichen Mangel am Futtertisch für Kälber. Aufgrund dieser Befunde ordnete das Veterinäramt Korrekturmaßnahmen an. Eine Nachkontrolle erfolgte bereits am 25. März, auf Wunsch von Felßner, und zeigte, dass alle Probleme behoben worden waren.

Der 25. März markierte gleichzeitig den Tag, an dem Felßner öffentlich verkündete, nicht mehr als Kandidat für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers zur Verfügung zu stehen. Dies geschehe, so erklärte er, aufgrund von Übergriffen auf seine Familie und seinen Hof seitens der Aktivisten von „Animal Rebellion“. Der Vorfall wird vom Staatsschutz untersucht, wobei Hausfriedensbruch vermutet wird.

Felßner betonte gegenüber dem Spiegel, dass die veterinärmedizinischen Mängel keinerlei Rolle in seiner Entscheidung spielten. Er verwies stattdessen auf angebliche Eindringlinge in seinen Stall, die laut ihm die Tiere ängstlich gemacht hätten. Diese Vermutungen wurden durch Fotos belegt, die die Organisation Peta geschickt hatte, deren Herkunft jedoch noch nicht vollständig überprüft wurde.

Kritische Reaktionen aus politischen Kreisen

Die SPD äußerte ihre Enttäuschung über die festgestellten Mängel und argumentierte, dass Tierschutzverstöße eine disqualifizierende Rolle spielen sollten, insbesondere wenn der betroffene Landwirt eine führende Position im Bauernverband innehat. Ruth Müller, Landtagsabgeordnete der SPD, forderte eine gründlichere Untersuchung des Falls.

Gegenüber diesen Kritiken verteidigte Markus Drexler, Sprecher des Bayerischen Bauernverbands, Felßner und betonte die fortschrittliche Umstellung seines Betriebs von Milchvieh auf Mastvieh mit Stroheinstreu und Freilauf. Die vorübergehenden Mängel seien dem Umbau geschuldet, so Drexler.

Eine Lektion in Transparenz und Verantwortung

Als Leser oder Journalist lässt sich aus diesem Fall eine wichtige Lektion ziehen: In Zeiten zunehmender öffentlicher Aufmerksamkeit auf landwirtschaftliche Praktiken ist Transparenz unerlässlich. Felßners Rückzug zeigt, wie empfindlich die Debatte um Ethik und Nachhaltigkeit im Agrarsektor geworden ist. Während einige seine Entscheidung als Mut zur Selbstdisziplin sehen mögen, fragen andere nach, warum nicht schon früher auf die kritischen Stimmen eingegangen wurde. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Vorfall einen Wendepunkt in der Diskussion über Verantwortung und Führung im deutschen Agrarsektor darstellt.

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