Medizinisches Cannabis: Von der Verschreibungspraxis bis zur Freizeitnutzung

Seit Jahren können Patienten in Deutschland medizinisches Cannabis auf Rezept beziehen. Allerdings hat sich der Markt in den letzten Jahren stark verändert - Online-Plattformen drängen mit fragwürdigen Methoden auf den Markt und bieten schnelle Rezeptverschreibungen an. Dies führt zu einer steigenden Zahl an Verschreibungen, die nicht immer aus rein medizinischen Gründen erfolgen. Experten fordern daher strengere Kontrollen, um den Zugang zu Cannabis für schwerkranke Patienten zu sichern.

Der Boom des Online-Cannabismarkts birgt Risiken für Patienten

Unkomplizierte Rezeptausstellung per Mausklick

Die Online-Plattformen, die auf Cannabis-Rezepte spezialisiert sind, boomen und stellen gegen eine Gebühr Privatrezepte aus - oft ohne eine gründliche ärztliche Untersuchung. Kritiker wie die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft warnen, dass dies dem eigentlichen Zweck der medizinischen Versorgung widerspricht und Risiken birgt, insbesondere bei hochdosierten THC-Produkten.

Mehr Verschreibungen - nicht immer aus medizinischen Gründen

Die Zahl der Verschreibungen und Importe von medizinischem Cannabis ist in den letzten Jahren stark gestiegen, wie Zahlen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zeigen. Diese Entwicklung wird durch die Teil-Legalisierung von Cannabis im April 2024 verstärkt, die zu einer Entstigmatisierung geführt hat und mehr Menschen dazu ermutigt, Cannabis auch über legale Wege zu beziehen. Viele nutzen die Rezepte jedoch weniger aus medizinischen Gründen, sondern eher für den Freizeitkonsum, was zu einer zunehmenden Belastung der Cannabisversorgung für schwerkranke Patienten führt.

Risiken für Patienten durch Lack an Kontrollen

Die Rezeptausstellung über Online-Plattformen erfolgt oft auf Basis minimaler Angaben wie "Rückenschmerzen" und ohne gründliche Untersuchung durch einen Arzt. Fachleute fordern daher strengere Kontrollen und ein persönliches Arztgespräch, bevor ein Rezept ausgestellt wird. Nur so kann sichergestellt werden, dass Cannabis tatsächlich nur aus medizinischen Gründen verschrieben wird.

Hoffnungen auf Cannabis Social Clubs

Das Bundesgesundheitsministerium will die Entwicklung weiter genau beobachten, um den Zugang zu medizinischem Cannabis zu regulieren. Die Cannabis Social Clubs in Deutschland hoffen derweil, dass sich die Situation durch den legalen Anbau in den Vereinen entspannt, sodass sowohl Patienten als auch Freizeitkonsumenten Zugang zu Cannabis haben, ohne die medizinische Versorgung zu beeinträchtigen.