In dieser Biografie wird das Leben und Wirken des deutschen Politikers Gerhart Rudolf Baum dargestellt. Geboren in Dresden, entfaltete er seine politische Karriere in Köln und Bonn. Seine Tätigkeit als Innenminister während der turbulenten Zeit des RAF-Terrors prägte seine politischen Ansichten. Obwohl er sich nicht an der FDP-Wende 1982 beteiligte, blieb er treu seiner Partei und kämpfte bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundestag im Jahr 1994 für seine Überzeugungen.
Im Herbst des Jahres 1932 kam Gerhart Rudolf Baum in Dresden zur Welt. Seine Familie gehörte zum Bildungsbürgertum; sowohl sein Vater als auch sein Großvater waren Rechtsanwälte. Als die Bombennacht am 13./14. Februar 1945 über Dresden hereinbrach, verlor die Familie nicht nur ihr Hab und Gut, sondern musste auch ihre Heimatstadt verlassen. Sie flohen zunächst nach Bayern und siedelten schließlich in Köln um. Hier begann Baum sein Jurastudium und trat früh in die lokale Politik ein. Nachdem er den zweiten Staatsexamen bestanden hatte, arbeitete er zehn Jahre lang als Geschäftsführer bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
Im Jahr 1972 wurde Baum Abgeordneter im Bundestag und übernahm kurz darauf den Posten des parlamentarischen Staatssekretärs im Innenministerium. Nach einem Rücktritt seines Vorgängers Werner Maihofer folgte er 1978 als Innenminister. Während seiner Amtszeit stand er vor der Herausforderung, zwischen Bürgerrechten und Schutz vor linksextremistischem Terrorismus eine Balance zu finden. Später äußerte er Bedenken, dass der Staat möglicherweise überreagiert habe und durch Maßnahmen wie die Isolierung von Gefangenen oder gewaltsame Einsätze die Eskalation gefördert habe. Dennoch hielt er die Demokratie für stabil genug, um von einer Handvoll Extremisten nicht gefährdet zu werden.
Die FDP-Wende im Jahr 1982 markierte einen Wendepunkt in Baums Karriere. Er lehnte es ab, die Koalition mit der SPD aufzukündigen und wechselte auch nicht zur SPD. Stattdessen setzte er seinen Kampf innerhalb der FDP fort, oft gegen die Mehrheitsmeinung seiner Partei. Trotz aller Bemühungen gelang es ihm jedoch nicht, zurück in die Spitze der Regierung zu kehren. Im Jahr 1994 verließ er nach 22 Jahren den Bundestag, da seine Partei ihm keinen aussichtsreichen Listenplatz mehr zusicherte.
Gerhart Rudolf Baum bleibt ein Beispiel dafür, wie man trotz widriger Umstände und persönlichen Widrigkeiten an seinen Prinzipien festhält. Seine Weigerung, sich den politischen Strömungen anzupassen, zeugt von Integrität und Standhaftigkeit. Seine Kritik an der staatlichen Reaktion auf den Terrorismus zeigt, dass er immer bereit war, schwierige Fragen zu stellen und sich nicht einfach dem Mainstream zu fügen. Sein Leben und Werk bieten uns eine wertvolle Lektion darüber, wie wichtig es ist, kritisch zu reflektieren und sich nicht blindlings von Machtstrukturen beeinflussen zu lassen.