Finanzierung
Deutsche arbeiten weniger: Ein Vergleich mit OECD-Staaten
2025-05-18

In einem aktuellen Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird deutlich, dass die Erwerbstätigen in Deutschland im internationalen Vergleich weniger arbeiten als in den meisten anderen OECD-Ländern. Mit nur 1036 durchschnittlichen Arbeitsstunden pro Jahr rangiert Deutschland auf dem drittletzten Platz unter den 38 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Diese Zahlen haben eine politische Debatte über mehr Arbeit ausgelöst, insbesondere nach einer Forderung von Bundeskanzler Friedrich Merz.

Die Studie des IW zeigt, dass die Rentenpolitik einen wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung hat. So arbeiten zu wenige Deutsche bis zum regulären Renteneintrittsalter. Eine Anhebung des Rentenalters auf 69 Jahre könnte laut IW zusätzliche 473.000 Vollzeitäquivalente hervorbringen. Auch die Erwerbstätigkeit von Müttern könnte die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden deutlich erhöhen. Der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigten ist ein weiterer Grund für die niedrigen Arbeitsstunden.

Die internationale Perspektive offenbart interessante Unterschiede. Während Neuseeland mit etwa 1402 Arbeitsstunden pro Jahr am oberen Ende der Skala liegt, folgen Länder wie Tschechien und Israel mit jeweils ungefähr 1326 bzw. 1312 Stunden. Im Vergleich dazu zeigen Länder wie Griechenland einen erheblichen Anstieg der jährlichen Arbeitsstunden um 21 Prozent zwischen 2013 und 2023, während der Zuwachs in Deutschland lediglich zwei Prozent beträgt. Die Entwicklung in Spanien und Polen ist ähnlich positiv, mit Steigerungen von 15 und 23 Prozent.

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas betont die Notwendigkeit, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass mehr Mütter in Vollzeit arbeiten können. Sie fordert bessere Kinderbetreuungsangebote sowie familienfreundlichere Arbeitsmodelle. Dies könnte dazu beitragen, viele Frauen aus der sogenannten „Teilzeitfalle“ zu befreien. Zusätzlich kritisiert das IW den steilen Steuertarif bei mittleren Einkommen, der Mehrarbeit in vielen Fällen unattraktiv macht.

Die Auswirkungen des Mangels an Arbeitskräften sind bereits jetzt spürbar. Restaurants schließen häufiger, Pflegekräfte sind überlastet, und Kitas sowie kleine Handwerksbetriebe leiden unter dem Fachkräftemangel. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird Deutschland nach Schätzungen rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen. Diese Herausforderung erfordert dringende Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Anpassung der Rentensysteme.

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