Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz hat kürzlich die Notwendigkeit betont, dass die Deutschen mehr arbeiten sollten. Eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) bestätigt diese Aussage durch eine Analyse der geleisteten Arbeitsstunden im internationalen Vergleich. Deutschland rangiert auf dem drittletzten Platz innerhalb der OECD-Länder mit etwa 1036 Arbeitsstunden pro Erwerbsperson zwischen 15 und 64 Jahren. Während Länder wie Neuseeland oder Tschechien deutlich höhere Werte verzeichnen, lagert Frankreich unter Deutschland. Die Untersuchung zeigt auch, dass seit den Siebzigerjahren die Arbeitsspanne gesunken ist, aber seit der Wiedervereinigung wieder leicht angestiegen ist.
In einem Zeitalter globaler Herausforderungen steht Deutschland vor der Aufgabe, sein Arbeitskräftepotenzial besser zu nutzen. Die Studie offenbart, dass das Land im Jahr 2023 knapp über tausend Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter erreicht hat. Dies stellt einen Anstieg gegenüber dem Jahr 2013 dar, bleibt jedoch weit hinter Ländern wie Neuseeland zurück, wo fast 1402 Stunden gearbeitet werden. Besonders problematisch erscheint dabei, dass viele Länder in den letzten zehn Jahren ihre Leistung gesteigert haben, während Deutschland nur marginal gewachsen ist. Der Fachkräftemangel wird als gravierendes Problem hervorgehoben, was sich bereits jetzt in verschiedenen Sektoren bemerkbar macht.
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas schlägt Lösungsansätze vor, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu steigern. Sie betont die Notwendigkeit, Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Mütter ohne Einschränkungen in Vollzeit arbeiten können. Aktuell arbeiten nahezu die Hälfte der weiblichen Bevölkerung in Teilzeit, oft aufgrund fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder unangemessener Arbeitsmodelle. Durch eine Erhöhung der Arbeitszeit um zehn Prozent könnten laut Berechnungen des Arbeitsministeriums halbe Million zusätzliche Vollzeitstellen entstehen.
Von einem journalistischen Standpunkt aus betrachtet, bietet diese Studie wichtige Erkenntnisse für die Zukunftsentwicklung Deutschlands. Es zeigt sich, dass ein Gleichgewicht zwischen Work-Life-Balance und produktiver Arbeitszeit gefunden werden muss, um sowohl den wirtschaftlichen Erfolg als auch das persönliche Wohlbefinden der Bürger zu gewährleisten. Die Implementierung familienfreundlicher Maßnahmen könnte hierbei einen entscheidenden Schritt darstellen, um nicht nur das Arbeitskräftepotenzial zu erweitern, sondern auch Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu verringern.