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Deutsche Arbeitnehmer: Weniger arbeiten als je zuvor, trotzdem droht Arbeitskräftemangel
2025-05-18

Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) stehen die Deutschen weltweit an der unteren Grenze bezüglich der geleisteten Arbeitsstunden. Mit rund 1.036 Stunden pro Erwerbsfähigem im Jahr 2023 lag das Land auf dem drittletzten Platz in der OECD-Rangliste. Nur Frankreich und Belgien arbeiteten weniger. Experten warnen jedoch vor einem zunehmenden Fachkräftemangel, der durch mehr Flexibilität und bessere Rahmenbedingungen für Frauen bekämpft werden könnte.

In einer Zeit, in der globale Wettbewerbsdruck zunimmt, hebt die IW-Studie den vergleichsweise geringen Arbeitszeitumsatz in Deutschland hervor. Der Trend wird seit den 1970er Jahren beobachtet, hat jedoch nach der Wiedervereinigung wieder leicht zugenommen. Die aktuelle Situation verdeutlicht dabei ein Spannungsfeld zwischen niedrigen Arbeitszeiten und dem Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Besonders betroffen sind Branchen wie Gastronomie, Pflege und Handwerk, die bereits heute mit Personalengpässen konfrontiert sind.

Der Vergleich mit anderen Ländern offenbart interessante Details: Während Neuseeland mit etwa 1.402 Stunden am Spitzenplatz steht, folgen Tschechien und Israel mit jeweils über 1.300 Arbeitsstunden. Diese Zahlen stehen im Kontrast zu Deutschland, wo sich die jährliche Leistung nur unwesentlich über die Marke von 1.000 Stunden bewegt. Ein weiterer Aspekt betrifft historische Entwicklungen: Obwohl die Deutschen heute mehr arbeiten als noch vor zehn Jahren, bleibt ihr Niveau weit hinter internationalen Standards zurück.

Eine Lösung könnte nach Ansicht von Arbeitsministerin Bärbel Bas in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Frauen liegen. Sie spricht von einer "Teilzeitfalle", in der viele Mütter stecken, da sie aufgrund fehlender Kinderbetreuung oder struktureller Hindernisse nicht voll ausgelastet arbeiten können. Bundeskanzler Friedrich Merz fordert ebenfalls eine stärkere Effizienz im Arbeitsalltag, um Deutschlands internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Die Auswirkungen eines weiterhin bestehenden Fachkräftemangels könnten dramatisch sein. IW-Präsident Michael Hüther warnt vor einem Defizit von bis zu 4,2 Milliarden Arbeitsstunden bis zum Ende des Jahrzehnts. Dies würde nicht nur einzelne Branchen beeinträchtigen, sondern auch die Lebensqualität vieler Menschen einschränken. Eine Angleichung von Ideal und Realität, insbesondere bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, könnte somit einen entscheidenden Beitrag zur Lösung dieses Problems leisten.

Die Herausforderung besteht darin, produktivere Arbeitsmodelle zu entwickeln, die sowohl den Anforderungen der modernen Wirtschaft gerecht werden als auch den Wunsch nach Flexibilität berücksichtigen. Durch innovative Ansätze könnte Deutschland seine Position in der internationalen Konkurrenz stärken und gleichzeitig die Lebensqualität seiner Bevölkerung verbessern. Die Zukunft der deutschen Arbeitswelt hängt maßgeblich von diesen Entwicklungen ab.

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